Wieder einmal bin ich zum Seminar in Frankfurt. Ein Thema: die Geschichte der Public Relations. Und die Geschichte ist spannend.
Um 1900 gab es in den USA massive Arbeitskämpfe. Die Journalisten haben zu der Zeit heftig Stellung gegen die Unternehmensfürsten
eingenommen. Das konnte ein Rockefeller nicht auf sich sitzen lassen. Er holte sich journalistische Verstärkung, um sein Image
aufzumöbeln. Das war die Geburtsstunde der PR, wenn sie auch noch nicht so hieß. Edward L. Bernays, ein Neffe Sigmund Freuds,
brachte die angewandte Psychoanalyse in die PR ein. Präsident Wilson konnte Bernays für sich gewinnen und setzte 1914 das Comitee
for Public Informations ein, das den Eintritt in den Krieg, der drei Jahre später erfolgte, emotional vorbereiten sollte. Ende 1916
gründete die Katholische Kirche in New York ein Publicity-Büro, geleitet von J.P. Kennedy, dem Vater von John F. Kennedy. Nach dem
Kriegsende 1918 waren die PR-Experten ohne Beschäftigung. Die Folge war ein PR-Boom. 1923 hielt Bernays die erste PR-Vorlesung an
einer Uni und veröffentlichte das erste PR-Buch. In den 30ern brachte der spätere PR-Papst Hundhausen den Begriff nach Deutschland.
Der Begriff war aber unter den Nazis unerwünscht. Die PR-Philosophie war allerdings auch in Deutschland längst nicht unbekannt. So
gab es schon um 1900 Presse-Offiziere bei der Marine. Odol-Gründer Lindner hatte sich für Zahnpflege an Schulen stark gemacht und
so Kunden für die Zukunft gewonnen. Die IG Farben hatte 1925 bereits eine Pressestelle. Im Dritten Reich herrschte ein PR-mäßiger
Black Out, stattdessen gab es Propaganda und Zensur. Pr – eingedeutscht Öffentlichkeitsarbeit – entwickelte sich in der jungen
Bundesrepublik. So gründete der Industrie- und Handelskammertag 1950 eine Pressestelle. Der BDI und der BDA zogen nach. 1958
gründeten 17 PR’ler die Deutsche Public-Relations-Gesellschaft. Im selben Jahr fand der erste PR-Weltkongress in Brüssel statt.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt war PR ein fester Bestandteil der westlichen Medien-Welt.