Heikos.blog: Ein Wiederbelebungsversuch

Hallo, hallo! Ist da wer?

Der letzte Beitrag in diesem Blog stammt von Januar 2021 und befasste sich mit Barrieren rund um die Corona-Impfungen. Seitdem hab ich immer mal wieder an meinen Blog gedacht und dass es mir doch immer Freude bereitet hat, hier zu schreiben – über Themen aus meinem Beruf, meinen Ehrenämtern und aus meinem Alltag als blinder Mensch in Hamburg. Und trotzdem blieb es hier still. Da ich während der Woche dienstlich viel am Rechner sitze, war die Motivation am Abend oder Wochenende nicht allzu groß. Aber jetzt habe ich wieder Bock, sofern das denn noch jemand liest.

Hallo, hallo, ist da wer?

Und falls ja, was möchtet ihr hier zukünftig lesen?

Im Gedenken an Fräulein ReadOn

Mir ist Marie Sophie Hingst mit den Jahren ans Herz gewachsen. Ich mochte ihre melancholischen Texte in ihrem Blog, ihre Sprache, ihre Komik und ihre Menschlichkeit. Wir folgten uns auf Twitter. Sie war eine der Wenigen, die auf Twitter zuverlässig ihre Fotos mit einer Bildbeschreibung für blinde Menschen versahen. Sie hatte mich mal hierzu um Feedback gebeten. Meine Frau hatte hin und wieder Kontakt mit ihr, seit sie beim von Marie Sophie initiierten Hashtag #KunstgeschichteAlsBrotbelag mitgemacht hatte und es auch in das gleichnamige Buch geschafft hatte. Marie Sophie, das Fräulein ReadOn, fragte im Januar, ob sie jemand bei der Goldenen-Blogger-Verleihung vertreten könne. #KunstgeschichteAlsBrotbelag war als Hashtag des Jahres nominiert. Meine Frau hatte Lust, und so fuhren wir Dank Marie Sophie zur Verleihung nach Berlin. Bei unserer nächsten Dublin-Reise wollten wir drei uns auf einen Tee treffen. Hierzu wird es nicht mehr kommen. Marie Sophie wurde in dieser Woche begraben. Diese ganze traurige Geschichte, ihre schönen Texte, ihre Lügen, ihre wahrscheinlich erkrankte Seele, die Art und Weise wie herablassend manche nach ihrer Enttarnung über sie schrieben, auf Twitter oder im Spiegel, ihr wahrscheinlicher Selbstmord. Das alles beschäftigt mich, vielleicht mehr als es sollte. Aber es ist einfach so, man lernt Menschen im Internet kennen, nimmt wahrscheinlich noch viel weniger von ihnen wahr als im echten Leben, aber doch schimmern die Menschen hinter der digitalen Fassade durch. Und hinter ddem medialen Getöse um sie, hinter ihrem Lügen, hinter ihrer Literatur war Marie Sophie ein Mensch, den es jetzt nicht mehr gibt. Und ich werde das Gefühl nicht los, dass sie in einer humaneren Welt noch leben würde.

Ruhe in Frieden, Fräulein ReadOn!!!

Sehende Kinder, blinde Eltern

Wie ist es, blinde Eltern zu haben? Eigentlich ganz normal, wenn nicht das Starren der sehenden Mitmenschen in der Öffentlichkeit oder das Hänseln durch Gleichaltrige auf dem Schulhof wäre. Noch schlimmer ist der Vorwurf der Nichtbehinderten gegenüber den eigenen Eltern, wonach es verantwortungslos sei, als blindes Paar überhaupt Kinder zu bekommen. In der vergangenen Woche veröffentlichte die „Welt am Sonntag“ einen einfühlsamen, lesenswerten Text über Layla und Bilal. Die beiden sehenden Geschwister berichten über ihren Alltag mit blinden Eltern. Den ganzen Artikel findet Ihr – leider nur hinter einer Paywall versteckt – auf welt.de.

Kostenlos hingegen könnt Ihr in meinem Blog den Erfahrungsbericht von Ute Gerhardt nachlesen. Sie schrieb als Gastautorin hier bereits in 2009:

In unseren Familien waren es wir Kinder, die unseren Eltern vorlasen, statt umgekehrt. Ich lernte Fahrpläne, Wagenstandanzeiger und Kontoauszüge lesen, bevor Kinder sehender Eltern überhaupt wußten, was eine Bank oder wo der Bahnhof ist. Ich war Mitglied der Stadtbücherei, bevor ich in die Schule kam. Ich lernte buchstäblich spielend Hindernisse im Dunkeln anhand des Echos wahrzunehmen, das sie zurückwarfen, wie mein Vater es mir beschrieben hatte. Ich lernte ohne hinzusehen ein Gefäß mit Wasser zu füllen und am Klang zu bestimmen, wie voll es ist. Ich führte meine Eltern durch unbekanntes Terrain – und auch ab und zu vor einen Laternenpfahl. Shit happens, da war ich nicht die Einzige. Und trotz all dieser Dinge waren es noch immer meine Eltern, die das meiste für mich taten. Nicht umgekehrt.

Und noch ein Tipp zum Schluss: Die Mutter von Layla und Bilal – den Jugendlichen aus der WamS – ist die derzeit wohl fleißigste blinde Bloggerin hierzulande. Lydia Zoubek veröffentlicht auf lydiaswelt.com – ihre Seite ist immer einen Besuch wert.

Namenswechsel: Aus Blind-PR wird Heikos.blog

Am 2. Februar 2008 ging dieses Blog online. Damals war ich seit fünfeinhalb Monaten PR-Assistent des Blinden- und Sehbehindertenvereins Hamburg (BSVH). Parallel bildete ich mich zum PR-Juniorberater weiter. Ich machte also PR für die Sache der blinden und sehbehinderten Menschen. Und so entstand der Name Blind-PR.

Inzwischen bin ich seit fast vier Jahren Geschäftsführer des BSVH und daneben als freier Journalist und als Experte für Barrierefreiheit und Inklusion unterwegs. Der Blog-Name Blind-PR passt nicht mehr so ganz. Daher trägt diese Seite ab sofort einen neuen Namen. Er ist schlicht und wird immer zu mir passen. Er lautet: Heikos.blog, was praktischerweise auch gleich die zugehörige Internet-Adresse ist. Wer blindpr.com in den Browser eingibt, wird automatisch zur neuen Seite umgeleitet.

Den Namenswechsel hab ich zum Anlass genommen, auch das Layout aufzufrischen und die Widgets zu entrümpeln. Ich hoffe, es gefällt Euch. Über Feedback in den Kommentaren oder per Mail freue ich mich, wie immer!