1E9-Magazin: „Deutschland hinkt bei der digitalen Barrierefreiheit hinterher“

Unter der Überschrift „So könnte das Internet auch für blinde und sehbehinderte Menschen zugänglich werden“ befassen sich Johannes Mairhofer und Wolfgang Kerler im 1E9-Magazin ausführlich mit dem Thema Barrierefreiheit im Web. Einleitend schreiben sie:

Deutschland hinkt bei der digitalen Barrierefreiheit hinterher. Anders als in den USA, Großbritannien oder Frankreich sind private Firmen nicht dazu verpflichtet, ihre Webseiten barrierefrei zu gestalten. Das Surfen im deutschen Netz fällt Menschen mit Sehbehinderung daher schwer. Wir haben mit Experten gesprochen, warum das so ist – und wie sich das ändern ließe.

Im Beitrag kommen der Browser-Entwickler Marco Zehe, die Spezialistin für Webinhalte Annett Farnetani und ich als blinder Nutzer zu Wort. Ihr findet den sehr lesenswerten Artikel unter folgendem Link: https://1e9.community/t/so-koennte-das-internet-auch-fuer-blinde-und-sehbehinderte-menschen-zugaenglich-werden/3456

Junge Seite der SZ berichtet über #BarrierefreiPosten

„Social Media hat enormes Potenzial für die Teilhabe von Menschen mit Behinderung“, sagt Heiko Kunert gegenüber jetzt. „Wir können uns dort auf Augenhöhe mit Menschen ohne Behinderung austauschen. Ich kann mich dort ebenso informieren wie sehende Menschen das tun.“ Die einzige Voraussetzung ist dabei aber ausschlaggebend: Die Posts müssen eben barrierefrei sein – und das sind sie oft nicht. „Viele Leute sind für das Thema nicht sensibilisiert. Oder sie haben Angst, dass das alles viel zu aufwendig sei.“

(Sophie Aschenbrenner berichtet auf jetzt.de, der jungen Seite der Süddeutschen Zeitung, über die Initiative #BarrierefreiPosten

Gastbeitrag: Blinde Eltern in den Medien

Dies ist ein Gastbeitrag von Lydia Zoubek, der ich herzlich für ihren Artikel danken möchte! Schaut unbedingt auch in ihrem Blog vorbei!

Kürzlich habe ich den Artikel Wie es ist, als Sehende in einer blinden Familie aufzuwachsen im Magazin VICE gelesen. Bei dieser Lektüre wurde ich das Gefühl nicht los, dass die Verfasserin nicht nur keine Erfahrung mit blinden Menschen hatte, sondern auch keinen Gedanken an eine halbwegs akzeptable Recherche verschwendet hat. Der Beitrag strotzt nur vor Klischees, Unwahrheiten und Ahnungslosigkeit, gepaart mit allem was die Schreibkunst an Dramatik zu bieten hat. Kurz: der schlechteste Beitrag, der mir in den letzten 20 Jahren über Eltern mit einer Behinderung untergekommen ist.

Dementsprechend habe ich in den thematisch passenden Gruppen auf Facebook und der Seite, auf der der Beitrag ebenfalls gepostet wurde, entsprechende Kommentare hinterlassen. Dabei musste ich feststellen, dass eine Menge Leser diesen Beitrag über die schrecklichen Erfahrungen der sehenden Tochter blinder Eltern komplett für bare Münze nehmen. Dabei sollte einem aufmerksamen Leser auffallen, dass der Text voller Widersprüche ist. Beispielsweise schreibt die Tochter, dass sie, wenn ihre Mutter sie von der Schule abholte, an der Hand laufen musste, damit Mutter und Tochter die Straße sicher entlang laufen konnten. Ein aufmerksamer Leser fragt sich dann, wie bitte ist die Mutter dann zur Schule gekommen?

Besonders erschrocken bin ich, dass auch einige selbst von Sehbehinderung Betroffene dem Artikel einen hohen Wahrheitsgehalt zusprechen, oder mir als Kritikerin zur Selbstreflektion raten. Autsch! Das tut weh.

Blinde Eltern sind zunächst einmal Eltern. Sie haben mindestens eine Schwangerschaft lang Zeit sich auf ihren Nachwuchs vorzubereiten. Sie haben die Möglichkeit sich mit anderen werdenden Eltern auszutauschen, oder mit Eltern, deren Kinder bereits auf der Welt sind. Außerdem gibt es schon lange die Möglichkeit sich mit anderen blinden oder sehbehinderten Eltern auszutauschen. Man muss sich allerdings als werdende Eltern dafür entscheiden sich Rat zu holen.

Eltern gibt es in gut organisiert, Lösungsorientiert, oder auch in weniger fürsorglich. Das ist eine Tatsache. Die hinzukommende Sehbehinderung ist lediglich eine weitere Eigenschaft in diesem Pool von Merkmalen der Eltern.

Dennoch ist es oft so, dass wir Eltern mit einer Behinderung von dem Gefühl begleitet werden besser als der Durchschnitt funktionieren zu müssen. Denn Blind mit Kind lässt einen gern mal in den Fokus des Jugendamts rücken, wie der Beitrag blinde Eltern: sind Deine Augen Kaput? Zeigt. Eine ähnliche Erfahrung durfte auch ich machen. Darüber aber mehr an anderer Stelle.

Kurz, der Artikel in der Vice berichtet einseitig über eine sehende Tochter, die allein nur dadurch dass sie sehend war, ein ständiges Parrenting betrieben hat, dass sie nie elementare Dinge wie Blickkontakt oder gepflegtes Aussehen gelernt hat, und das Sehen die wichtigste Komponente in einem funktionierenden Familienleben ist.

Ich kenne weder die Tochter oder die Eltern, noch weiß ich wie die Verfasserin des Artikels wirklich tickt. Fakt ist aber, dass diese Darstellung dazu beiträgt, dass mal wieder die Gruppe blinder Eltern in die Schublade, „Das kann man ja nicht ohne Sehen schaffen“ gerückt wird. Auch wenn der Wahrheitsgehalt dieses Magazins zu denen gehört, die es mit Fakten nicht allzu genau nehmen.

So, und damit man mir keine einseitige Berichterstattung unterstellt, habe ich hier eine Auswahl von Beiträgen aus unterschiedlichen Blickwinkeln zusammengestellt:

Ich betreibe den Blog lydiaswelt. Hier gibt es viel aus dem Alltag einer blinden Mutter und ihrer Gastautoren zu lesen. Ich würde gern den Bereich blinder Eltern mehr in den Fokus rücken. Dafür wünsche ich mir Eltern, die bereit sind über Ereignisse und Tipps aus ihrem Alltag zu schreiben. Auch die Erfahrungen von Kindern blinder Eltern sind mir willkommen.

Und jetzt freue ich mich auf einen guten und bunten Meinungsaustausch in den Kommentaren.

#BarrierefreiPosten – So wird Social Media inklusiv

Wie kann ich meine Posts auf Facebook, Instagram, Twitter und Co. barrierefrei gestalten? Was kann ich tun, damit zum Beispiel meine Fotos für blinde Menschen zugänglich werden? Diese und viele weitere Fragen beantwortet das Projekt #BarrierefreiPosten.

Initiiert von Laura M. Schwengber geben dort Expertinnen und Experten, wie meine Wenigkeit, praxisnahe, leicht verständliche Tipps. Wir freuen uns auch über Hinweise und weitere Tipps von Leserinnen und Lesern! Schaut doch mal auf barrierefreiposten.de vorbei! Denn jeder von uns kann einen kleinen Teil dazu beitragen, dass das Internet und die sozialen Medien barrierefrei und inklusiv werden!

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