Der vierte Advent steht kurz bevor. Bald ist Weihnachten. Wann, wenn nich jetzt, ist es Zeit für Märchen? Ein wunderschönes, nachdenkliches Weihnachtsmärchen stammt von Hans Christian Andersen. Es heißt „Der Traum der alten Eiche“. Und da man Märchen am besten vorgelesen bekommt und nicht am Bildschirm liest, habe ich das Lesen für Sie übernommen. Hier folgt eine Blind-PR-Premiere: erstmals können Sie hier einen Podcast hören. Ich wünsche viel Vergnügen! Hier geht es zur MP3-Datei: Der Traum der alten Eiche
Monat: Dezember 2009
Blog-Wichteln: Gedanken
Hurra, endlich kommt die Mail vom Blogwichteln. Wen habe ich erwischt … nein, wer hat mich erwischt :-).
Ich klicke den Link und lande hier, bei Heiko. Blind-PR? Hmm, das ist bestimmt wieder so ein Blog, geschrieben vermutlich von einem Marketing Menschen, der von seinem Alltag bei der Agentur schreibt. Sowas wie Public-Relations im Blindflug. Was ich dann aber entdecke lässt mich erst stutzen, dann bin ich überrascht und werde nachdenklich.
Bloggen als Blinder? Okay, als Sehender macht man sich selten Gedanken, ob und wie Sehbehinderte oder blinde Menschen sich im Internet bewegen. Ich werde neugierig. Gibt es da Vorleseprogramme? Oder Braille-Displays für Webseiten? Wieviel weiss ich von der Arbeit eines Blinden am Computer? Ich habe schon einmal so eine Braille-Zeile unter einer Tastatur gesehen, in der kleine Stifte die jeweilige Zeile darstellen können, mehr aber nicht.
Was ist mit Grafiken, Design?
Schlechtes Gewissen: Braucht das Blog dazu besondere Einstellungen? Ist *mein* Blog dafür geeignet, auch blinde Leser anzuziehen? Wie kommen Blinde überhaupt auf neue Webseiten? Wenn ich eine Seite besuche, mache ich mir visuell einen ersten Eindruck und entscheide vom ersten Überfliegen, ob ich öfter hier vorbei schaue. Wieviel mehr Zeit muss man aufwenden, wenn man dies nicht kann?
Vorbei *schauen*? Ich merke, wie durchsetzt von visuellen Ausdrücken doch unsere Sprache ist.
Wie stellt sich ein Blinder Farben vor? Für mich ist blau gleich blau, grün ist immer grün. Wie erfühlt ein Blinder die Farbenpalette? Abgesehen davon, dass ja niemand wirklich weiss, ob mein blau auch das blau meines Mitmenschen ist. Vielleicht ist dein blau ja mehr so … gelb? 😉
Ich hinterlasse hier viele Fragen und wenige Antworten. Ich denke einige Antworten kann man erhalten, wenn man hier regelmässiger mitliest.
Ausserdem sollten wir uns vielleicht alle mehr Gedanken machen und Fragen stellen … nicht nur uns selbst betreffend.
Formspring.me: Fragen mal anders
Viele Menschen haben Fragen, wenn Sie blinden Menschen begegnen: Wie kannst Du arbeiten? Seit wann bist Du blind? Wie orientierst Du Dich? Wie träumst Du? Gehen Dir die Fragen über Deine Blindheit auf die Nerven?
Meine persönliche Erfahrung ist, dass es eine Scheu gibt, diese Fragen zu stellen (ich will Dich doch behandeln wie jeden Anderen). Meine Erfahrung zeigt aber auch, dass der Umgang viel unverkrampfter wird, wenn die Fragen gestellt werden können. Eine Web-2.0ige Art des Frage-und-Antwort-Spiels bietet der Dienst Formspring.me an. Klicken Sie sich doch einfach mal auf meine Formspring.me-Seite und fragen Sie drauf los, nur Mut. Sie erfahren etwas und ich werde zum Nachdenken gebracht – und Spaß macht es auch.
Jubiläum: Der deutsche Hörfilm wird 20
Der deutsche Hörfilm wird 20. Am 13. Dezember 1989 wurde mit „Die glücksjäger“ erstmals ein Kinofilm mit Audiodeskription in Deutschland gezeigt. Bei Hörfilmen werden Mimik, Gesten und visuelle Handlung für sehbehinderte und blinde Zuschauer beschrieben. Heute genießen Hörfilme großes Ansehen. Das zeigt die alljährliche Hörfilmpreis-Gala in Berlin, die im März die deutsche Film-Prominenz in die Hauptstadt lockt. Beinah täglich läuft inzwischen ein Film oder eine Serie mit Bildbeschreibung im TV. Die bewegte Geschichte des für mich so hilfreichen und unterhaltsamen Mediums schildert Hela Michalski, die Hörfilm-Beauftragte in Schleswig-Holstein, in einem Beitrag auf BSVH.org.
Die nächsten Hörfilm-Highlights im deutschen TV sind Käpt’n Blaubär, Lang lebe Ned Devine>/a<, Die syrische Braut, Elementarteilchen und Der große Diktator. Dann steht meinen gemütlichen Fernsehabenden ja nichts mehr im Wege. Und auch für sehende Zuschauer kann es ein besonderes Film-Erlebnis sein, einmal mit geschlossenen Augen das visuelle Medium zu erlauschen und neu zu erleben.