Trotz Inklusion: Blinde Studierende bleiben auf sich allein gestellt

Sehbehinderte und blinde Studierende – aber z.B. auch Studierende mit Legasthenie – sind auf barrierefrei zugängliche Fachbücher, Artikel, Präsentationen oder Klausuren angewiesen. Das können Ausdrucke in Blindenschrift oder Großdruck, tastbare Pläne oder Grafiken oder zugängliche Dateien für den PC sein. Für die barrierefreie Aufbereitung von Studienmaterialien bedarf es Umsetzungsdiensten an den Unis und Hochschulen. Nun veröffentlichte Ergebnisse einer Umfrage der Informations- und Beratungsstelle Studium und Behinderung (IBS) des Deutschen Studentenwerks zeigen, dass es einen solchen Service erst an wenigen Hochschulen gibt. Die Folge: Studierende müssen die Umsetzung selbst organisieren. Trotz des Rechtes auf Inklusion bleibt der Mehraufwand also bis heute bei den Studierenden mit Behinderung hängen.

Von 308 angeschriebenen Hochschulen beteiligten sich 99 an der Umfrage. Hiervon wiederum verfügten lediglich 18 über einen eigenen Umsetzungsdienst, zwei weitere kooperierten beim Erstellen von barrierefreien Dokumenten mit anderen Hochschulen. Was sich hinter den genannten Umsetzungsdiensten verbirgt, ist – der IBS zufolge – sehr unterschiedlich und „reicht von der Umsetzung durch die Beauftragten und Berater_innen für Studierende mit Behinderungen selbst über Digitalisierungsservices von Bibliotheken, die Studierende mit Beeinträchtigungen mit versorgen, bis zu eigenständigen Stellen für die Umsetzung.“

Die IBS fragte auch danach, ob die Umsetzungsdienste ausreichend ausgestattet sind. Das Ergebnis: „Die zur Verfügung stehenden Ressourcen werden von mehr als der Hälfte der Umsetzungsdienste – grundsätzlich oder bezogen auf Spitzenzeiten – als nicht ausreichend erachtet.“

Die vollständigen Ergebnisse findet Ihr auf Studentenwerke.de (PDF).

Behindert ist kein Schimpfwort

Einer der seltenen sonnigen Sommerabende in Hamburg. Entspannt mit alten Freunden im Biergarten. Ein Pärchen fragt, ob bei uns noch Platz ist und setzt sich zu uns.

Etwas später: Tangomusik erklingt. Mein Kumpel: „Oh, da tanzen schon ein paar Leute.“

Unser Tischnachbar: „Naja, im Moment sieht es eher so aus, als würden die für die Paralympics trainieren.“

Kurzes betretenes Schweigen, verlegenes Lachen. Ich bin baff. Später werde ich mich ärgern, dass ich nichts dazu sage. Ich weiß nicht, ob der Herr gecheckt hat, dass ich blind bin, dass ein Mensch mit Behinderung am Tisch sitzt.

So oder so, sind solche Sprüche ziemlich armselig.

Individuell muss zwar keine explizite Behindertenfeindlichkeit bestehen, aber solche Aussprüche sind ein Zeichen für unterschwellige Verachtung in unserer Gesellschaft.

Und wie häufig höre ich zum Beispiel von Jugendlichen – selbst wenn ich mit meinem weißen Stock in der Hand neben ihnen in der U-Bahn stehe – Sätze wie „Das ist voll behindert!“

„Behindert“ ist also ein Synonym für etwas schlechtes, negatives. Das fühlt sich für Menschen mit Behinderung nicht gut an, kann manchen aufs Gemüt schlagen, kann sich wie eine Abwertung anfühlen. Manch ein Leser mag jetzt sagen, das sei übertrieben. Aber wenn man als Betroffener ein Leben lang den Begriff der Behinderung immer nur negativ besetzt wahrnimmt, prägt sich das ein, schleicht sich ins Unbewusste und wirkt – ob man will oder nicht.

Insofern ist dies ein Appell für einen bewussteren Umgang mit Sprache: Behindert, geisteskrank oder blind sind keine Schimpfworte, so einfach ist das!

Norwegen: Sommerurlaub in Oslo und Bergen

Sommerurlaub im Norden. Die bezaubernde Anna und ich waren in Norwegen.

Während Kopenhagen und Stockholm häufiger als lohnenswerte Reiseziele genannt werden, befindet sich Norwegens Hauptstadt Oslo immer etwas unterm Radar. Ich verstehe nicht, warum das so ist. Sei es die lebendige und dennoch entspannte Innenstadt, die Oper (für die man im Gegensatz zur Elbphilharmonie auch Karten bekommt) oder die Atmosphäre am Hafen, Oslo ist auf jeden Fall eine Reise wert.

Das gilt auch für die zweitgrößte Stadt des Landes, für Bergen. Allein die Anreise mit der Bergen-Bahn – einmal über das Hochplateau Hardangervidda ist ein Abenteuer für sich. Am höchsten Ort der Reise, auf 1.222 Metern über dem Meeresspiegel, in Finse lag Mitte Juli noch Schnee.

Bergen selbst liegt im Westen des Landes und ist berühmt für sein Hanseviertel Bryggen mit den bunten Gebäuden aus Holz, für seine sieben Berge und natürlich für die Fjorde. Und in der Tat macht die Mischung aus herrlicher Natur und lebendiger Stadt Bergen zu einem lohnenden Reiseziel. Nur vor Regen sollte man sich nicht scheuen. Bergen ist die regenreichste Stadt Europas.

Während wir nach Oslo noch den Flieger genommen haben, ging es mit Fjordline via Schiff zurück. 18 Stunden fährt man von Bergen ins dänische Hirtshals, wo wir uns noch einen Tag am offenen Meer gegönnt haben – das geht schließlich immer -, bevor wir dann mit der Bahn zurück nach Hamburg gefahren sind. Eine runde Sache!

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