Dunkellesungen: „Barrierefreiheit und Inklusion in einem sehr spielerischen und vergnüglichen Rahmen“

Ich habe im Sommer vor dem Erscheinungstermin zufällig in einen Radiobericht gehört, dass nur ein verschwindend geringer Prozentsatz aller Bücher auch in Braille-Schrift für blinde oder sehbehinderte Menschen zur Verfügung steht. Daraufhin habe ich dem Verlag vorgeschlagen, dies beim Erscheinen des Buches zum Thema zu machen, indem wir diese speziellen Lesungen anbieten. Heiko ist selbst blind und liest die im Dunkeln spielenden Passagen vor. Natürlich bei möglichst vollständiger Dunkelheit im Saal. Das bietet sich bei einer Geistergeschichte geradezu an. Im anschließenden Gespräch erklären wir diesen Hintergrund und die Kinder haben Gelegenheit, uns beide zu befragen. Das nutzen sie meistens sehr unbefangen. So tragen wir das Thema Barrierefreiheit und Inklusion in einem sehr spielerischen und vergnüglichen Rahmen unters Volk. (…) Meistens wissen die Kinder vorher, dass es dunkel wird. Die Veranstalter werben mit dieser Besonderheit, das ist klar. Sie wissen allerdings nicht, dass Heiko blind ist. Das ahnen sie natürlich, aber ich beginne die Fragerunde am Ende immer mit der Frage, warum Heiko im Dunkeln lesen kann. Wenn wir nicht schnell genug das Licht ausmachen, motzen sie Kinder meistens. Die Dunkelheit ist eigentlich anschließend nicht das Thema. Im Vordergrund stehen die Fragen an Heiko. Wenn wir Zeit haben und nicht schon der nächste Vorleser in den Saal will, kommen da viele Fragen.

(Der Autor Frank Maria Reifenberg im Kathrineverdeen-Blog über unsere gemeinsamen Dunkellesungen für Kinder)

House of Ghosts: Dunkellesungen in Bonn

Der Autor Frank Maria Reifenberg und ich setzen unsere kleine Tour fort – mit insgesamt drei Dunkellesungen in Bonn. Wir lesen aus Franks Geisterroman „House of Ghosts – Das verflixte Vermächtnis“. Zielgruppe sind Kinder ab ca. 10 Jahren.

Termine:

  • Sonntag, 1. Oktober 2017, 11:30 Uhr und 13:30 Uhr: Zwei Lesungen im Rahmen des Eröffnungsfestes „15 Jahre Käpt’n Book + 25 Jahre Bundeskunsthalle = Wir feiern gemeinsam!“ in der Bundeskunsthalle. Mehr Infos in dieser PDF-Datei.
  • Sonntag, 15. Oktober 2017, 12:30 Uhr: Lesung im Rahmen des Abschlussfestes des Rheinischen Lesefests »Käpt’n Book« im Deutschen Museum. Mehr Infos unter diesem Link.

House of Ghosts: Dunkellesungen in Köln und Leipzig

Frank Reifenberg und Heiko Kunert auf der Bühne
Autor Frank M. Reifenberg kann nur bei Licht vorlesen, Heiko Kunert übernimmt, dank Brailleschrift, im Dunkeln

Im vergangenen Jahr erschienen in Deutschland 89.506 Bücher, in Blindenschrift aber nur 500. Die Versorgungslücke ist so groß, dass die Weltblindenunion von Büchernot spricht. Auch von den Kinder- und Jugendbüchern wird nur ein Bruchteil in die Punktschrift übertragen. Ein Kinder- und Jugend-Roman, der übersetzt wurde, ist Frank Maria Reifenbergs „House of Ghosts – Das verflixte Vermächtnis“.

Der Autor und ich machen in diesem Jahr mit gemeinsamen Lesungen auf die Büchernot aufmerksam und informieren über das Thema Blindheit. Vor allem aber hoffen wir, die junge Zuhörerschaft mit einer spannenden, aber auch humorvollen Story zu unterhalten.

Wie es sich für eine anständige Geister-Geschichte gehört, spielt „House of Ghosts“ natürlich hin und wieder im Dunkeln. Da liegt der Gedanke nah, auf der Bühne das Licht auszuschalten. Da Frank dann mit dem Vorlesen überfordert ist, hat er mich ins Boot geholt – dank Brailleschrift kein Problem.

Die nächsten Termine:

Hörbuch-Tipps: Humorvoll und menschlich

Zwei Wochen Urlaub im heimischen Hamburg gehen ihrem Ende entgegen. Zeit zum Spazieren, Shoppen, Freunde Treffen und Hörbücher Hören.

Mein absolutes Hörbuch-Highlight der letzten Wochen war Joachim Meyerhoffs „Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“. Der Schauspieler behandelt in diesem urkomischen und herzerwärmend menschlichen Roman seine Zeit an der Schauspiel-Schule und sein Leben im Hause der Großeltern. Meyerhoff zeichnet ein liebevolles Bild dieser alten Menschen, beschreibt ihre Ticks und Macken, ohne sich über sie lustig zu machen. Und dennoch gehört sein Roman zum Humorvollsten, das ich kenne. Auch die Beschreibung der Erlebnisse mit Mitschülern und mit seinen Dozenten ist grandios. Meyerhoff versteht es, das Skurrile im Alltäglichen zu entdecken. Er braucht nur minimale Überzeichnungen, um seine Zuhörer zum Lachen zu bringen. Sein Humor ist dabei niemals flach, im Gegenteil: Die Geschichte ist von einer nachdenklichen Melancholie durchzogen, die mich sehr angerührt hat. Während die Großeltern gegen eine Leere in ihrem Leben antrinken, droht der Ich-Erzähler in der Schauspiel-Ausbildung lange Zeit tragisch zu scheitern. Das Hörbuch liest der Autor. Die Aufnahmen entstanden bei Live-Lesungen, was dem Hörbuch zusätzliche Lebendigkeit verleiht.

Ein weiteres empfehlenswertes Hörbuch ist J.R. Moehringers „Tender Bar“. Bereits seit etlichen Jahren auf meinem Wunschzettel, bin ich in diesem Urlaub endlich einmal dazu gekommen, es zu hören. Auch dieser Roman ist stark autobiografisch. Im Zentrum stehen der beschwerliche Weg des Ich-Erzählers – aus einer Kindheit in Armut und ohne Vater, über seine Zeit in Yale, bis zu seinem Durchbruch als renommierter Journalist – und eine Bar. In dieser Bar findet der kleine J.R. den Zugang zur Welt der Erwachsenen. Dort lernt er schrullige, aber herzliche Männer kennen, die ihm die Bedeutung von Vertrauen und Respekt zeigen. Dort trinkt er sein erstes Bier, fasst er Entschlüsse, die sein Leben prägen werden. Moehringer erzählt lakonisch und humorvoll. Seine Sprache ist virtuos. „Tender Bar“ regt zum Nachdenken an: Darüber, was Erfolg im Leben eigentlich ausmacht und worauf es im Miteinander wirklich ankommt. Das – leider gekürzte – Hörbuch in der deutschen Übersetzung liest Ulrich Noethen, wundervoll ruhig und dennoch sehr packend.

Ich wünsche Euch schöne Hörbuch-Stunden und ein frohes, glückliches und gesundes 2017!

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