Am 4. Juli 2013 fand in Düsseldorf das Forum Verbandskommunikation mit dem Themenschwerpunkt Social Media statt. Ich war als Referent eingeladen. „Social Media und Selbsthilfe: Zwischen Authentizität und kleinem Budget“ hieß mein kurzer Vortrag, auf dessen Grundlage ich hier im Blog eine kleine Serie veröffentliche. Im ersten Teil ging es um Authentizität als Chance, im zweiten um das Besetzen der Nische.
In der Regel sind die finanziellen und personellen Ressourcen von Selbsthilfe-Organisationen begrenzt. Das wirkt sich auch auf die Social-Media-Aktivitäten aus. Entweder stemmen ausschließlich ehrenamtlich Aktive die anfallenden Aufgaben, oder es gibt vielleicht einen hauptamtlichen Mitarbeiter, der neben der Pressearbeit, dem Marketing, der internen Kommunikation und den Messeauftritten auch noch Social Media macht. Unter solchen Umständen ist klar: Vieles, was sinnvoll oder wünschenswert wäre, ist nicht möglich.
Umso wichtiger ist es, klare Schwerpunkte innerhalb der Social-Media-Strategie zu setzen. Welche Möglichkeiten gibt es noch? Ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeiter sind häufig ideale Content-Lieferanten und sollten unbedingt in die Social-Media-Aktivitäten eingebunden werden. Sie kennen aus ihrer täglichen Arbeit die Themen, die die Zielgruppe beschäftigen. Und Mitarbeiter und Mitglieder sind authentisch – ein großer Gewinn für die Social-Media-Arbeit. Daneben sind aber auch die Stakeholder der Organisation, das virtuelle und reale Netzwerk der eigenen Organisation einzubinden. Hierunter sind zumeist viele wertvolle Multiplikatoren.
Ein nicht zu unterschätzender Weg, auch mit einem kleinen Budget neue Zielgruppen erreichen zu können, sind Gastbeiträge. Ein Beispiel: Vor einigen Monaten habe ich einen Gastbeitrag im Hamburger Wahlbeobachter-Blog veröffentlicht. Es ging hierin um die Barrierefreiheit von Parteienwebsites. Hiermit konnte ich Leute erreichen, die ein spezielles „Blinden-Blog“ nicht lesen. Dank der guten Vernetzung des Blog-Betreibers führte der Post zu einer Veröffentlichung in der Süddeutschen Zeitung. Und es entstanden Kontakte zu mehreren Parteien, die sich mit mir zum Thema Barrierefreiheit austauschten. Sprich: So ein Gastbeitrag kann das eigene Netzwerk bereichern. Mein Rat: Bieten Sie aktiv fundierte Gastbeiträge an und seien Sie offen bei Anfragen, auch wenn Sie vielleicht zunächst denken „da passen unsere Themen doch gar nicht hin“.
Ein weiterer und zunehmend beliebter Weg sind Online-Petitionen. So haben wir vom Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg kürzlich die blinde Sängerin Joana Zimmer für eine gemeinsame Kampagne gewonnen. Hierbei hat die Berlinerin auf Change.org von RTL eine Audiodeskription bei der Tanzshow Let’s Dance gefordert. Für uns bot dies die Chance, dass ein für uns wichtiges Thema in die Öffentlichkeit gelangte, und wir wurden als Experten zum Thema und als engagierte Streiter wahrgenommen, die offen sind für moderne Internet-Kampagnen. Die Petition zog Presseberichte nach sich – u.A. im Hamburger Abendblatt, dem OK-Magazin und den Wochenblättern in Hamburg. Knapp 2.400 Menschen haben Joana Zimmers Petition unterzeichnet – für ein vermeintliches Nischen-Thema durchaus beachtlich, dennoch weit entfernt von einer breiten Resonanz. RTL sitzt die Forderung zudem aus und bewegt sich nicht. Heißt: Viralität ist auch bei Onlinepetitionen nicht garantiert. Der Versuch lohnt sich aber allemal.