Umgang mit Blinden: Ratschläge via Google

Sollte man den „Umgang mit blinden Menschen“ googeln können?“, fragt Christian Ohrens in seinem Blog. Meine Antwort ist ein eindeutiges Ja!

Christian führt an, dass solche Anleitungen zu Pauschalisierungen führten und es immer blinde Menschen geben würde, auf die die gemachten Aussagen nicht zutreffen. Sein Fazit:

Es gibt keine pauschale Lösung, kein Nonplusultra, wie man mit Menschen mit Handicap allgemein umgehen soll/kann, außer vielleicht, dass man keinen Unterschied machen sollte, ob der Andere z. B. nun blind ist oder nicht.

So unterschiedlich wie Sehende

Es stimmt, dass nicht alle blinden Menschen gleich ticken. Wir sind so unterschiedlich wie sehende Menschen auch. Und das bedeutet auch, dass wir uns unterschiedliche Dinge im Umgang mit Nichtbehinderten wünschen. Die meisten von uns freuen sich, wenn ihnen Hilfe angeboten wird, einige wenige sind davon genervt. Wenn ich mich von einem Sehenden führen lasse, dann halte ich mich an seinem Ellenbogen fest, Christian tut das nicht. Die allermeisten Blinden nutzen Begriffe wie „Fernsehen“ und „Anschauen“ ganz selbstverständlich, andere – häufig frisch von einer Erblindung Betroffene – werden traurig, wenn man diese Worte in ihrer Gegenwart benutzt. Aber kann man deswegen keine Aussagen zum Thema Umgang mit Behinderten treffen?

Man sollte alles googeln können

Doch man kann. Ich denke, dass man das als Mensch mit Handicap sogar tun sollte, dass die Selbsthilfe-Organisationen es tun sollten. Wer, wenn nicht wir selbst? Zwei Gründe sprechen dafür: Erstens gibt es ein offenkundig sehr großes Interesse bei vielen sehenden Menschen an dem Thema. Das zeigen die Suchbegriffe mit denen mein Blog via Google gefunden wird, persönliche Gespräche und Anfragen, die die Blinden- und Sehbehindertenvereine erhalten. Die Fragen unserer sehenden Mitmenschen sollten bei Google nicht unbeantwortet bleiben. Ein „Das kann man so allgemein nicht sagen“ allein ist dem nach einer Antwort Suchenden und auch mir nicht genug.

Nur klare Forderungen ermöglichen Verbesserung

Zweitens implizieren Antworten zum Thema Umgang mit Behinderten auch immer Wünsche und Forderungen an die eigene Community und an die Gesellschaft. Zugespitzt könnte man sagen, dass wir im Mittelalter von sehenden Menschen erwartet haben, dass sie uns Almosen geben. Vor rund 200 Jahren verlangten wir, dass man uns das Recht auf Bildung ermöglicht. Mit der Einführung des Weißen Stockes ging die Forderun einher, dass wir mobil sein wollen und uns von der nichtbehinderten Gesellschaft wünschten, dass die Rahmenbedingungen für mehr Selbstständigkeit geschaffen werden. Heute sind wir weiter. Selbstbewusst fordern wir unser Menschenrecht auf Teilhabe ein. Unter dem Stichwort Inklusion bündelt sich das Selbstverständnis, dass wir ein vollwertiger teil der Gesellschaft sind – oder besser: sein wollen.

Utopie mit Leben füllen

Leider ist Inklusion noch lang nicht Realität. Sie ist eine Utopie, die mit Leben gefüllt werden muss. Und um sie mit Leben füllen zu können, sollten wir uns nicht scheuen, Forderungen zu formulieren, Wünsche zu äußern, gemeinsame Stellungnahmen zu entwickeln. Das gilt für den Bereich der Behindertenpolitik, für den Abbau von Barrieren, aber auch für den alltäglichen Umgang zwischen behinderten und nichtbehinderten Menschen.

Infos zum Umgang mit blinden und sehbehinderten Menschen gibt der Ratgeber „Nicht so – sondern so“ des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes, den Sie als barrierefreies PDF herunterladen können.

Bürgerschaftswahl: Für ein Hamburg ohne Barrieren (Teil 2)

Am 20. Februar wählen die Hamburgerinnen und Hamburger eine neue Bürgerschaft. Blinde und sehbehinderte Menschen haben Fragen an die Parteien, die im Wahlkampf leicht untergehen. Wir vom Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg (BSVH) haben daher zehn Wahlprüfsteine aufgestellt. Im Folgenden versuche ich die Kernaussagen der Parteien zusammenzustellen – heute die Fragen sechs bis zehn (den ersten Teil finden Sie hier):

6. Werden Sie sich dafür starkmachen, dass der NDR sein Hörfilm-Angebot verbindlich ausbauen muss?

  • CDU: Die Ministerpräsidenten der Länder haben sich darauf geeinigt, dass finanziell leistungsfähige Menschen mit Behinderungen einen ermäßigten Beitrag zu entrichten haben. Mit diesem Geld soll die Finanzierung barrierefreier Angebote erleichtert werden.
  • SPD: Wir wollen den Anteil der barrierefreien und z.B. mit Audiodeskription und Untertiteln versehenen Sendungen weiter im öffentlich-rechtlichen Fernsehen steigern. Dafür soll künftig ein angemessener Betrag der Rundfunkgebühren verwendet werden.
  • GAL: Das barrierefreie Angebot im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist tatsächlich beschämend gering. Deswegen werden wir uns auch in der nächsten Wahlperiode dafür einsetzen, dass dieses Angebot deutlich ausgebaut wird. Entsprechende Anpassungen der jeweiligen Vereinbarungen sind notwendig, werden aber nicht vom Parlament, sondern von den Landesregierungen verhandelt.
  • Linke: Die LINKE wird sich dafür stark machen, dass Hörfilmfassungen und Hörfilme zum Standardangebot des NDR gehören müssen, aber auch generell das barrierefreie Angebot rasch weiter ausgebaut wird. Sollten hierzu noch Vertragsanpassungen erforderlich sein, wird sich die LINKE hierfür einsetzen.
  • FDP: Die FDP Bundestagsfraktion nimmt diese Problematik sehr ernst und hat die Rundfunkanstalten bereits zum verstärkten Ausbau barrierefreier Angebote angehalten. Bislang sind die Pläne von ARD und ZDF längst nicht ausreichend.

7. Bekennen Sie sich zum vollständigen Erhalt des Landesblindengeldes in Hamburg?

  • CDU: Veränderungen der Regelungen zum Blindengeld sind nicht geplant, aber auch keine Ausweitung auf sehbehinderte Menschen.
  • SPD: Eine Änderung des Landesblindengeldes ist derzeit nicht geplant. Da wir derzeit nicht sagen können, wie ein neuer Haushalt aussieht, wäre es zum jetzigen Zeitpunkt unseriös, Aussagen zu machen, die später nicht eingehalten werden können.
  • GAL: Die GAL hat sich für den Fortbestand des Blindengeldes im Koalitionsvertrag mit der CDU, wie auch bei der letzten Sparrunde massiv eingesetzt. Außerdem wurde das Blindengeld in Hamburg nicht gekürzt, sonder sogar noch auf unsere Initiative hin an die Rentenentwicklung gekoppelt. Dieses wollen wir auch zukünftig beibehalten.
  • Linke: Die LINKE tritt dafür ein, das bisherige Landesblindengeld nicht nur zu erhalten und automatisch an die Entwicklung der Lebenshaltungskosten anzupassen, sondern es auch um ein Sehbehindertengeld zu erweitern, wie dies bereits in anderen Bundesländern geschehen ist.
  • FDP: Die FDP Hamburg erkennt die schwierige Situation der sehbehinderten Menschen und tritt für die gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft ein, die unterstützt werden muss. Mit der Frage der Maßnahmen zur Unterstützung der Teilhabe wird sich die FDP im Fall des Einzugs in die Bürgerschaft intensiv befassen.

8. Was werden Sie nach der Wahl tun, um die Versorgung mit Hilfsmitteln und Rehabilitationsangeboten für sehbehinderte und blinde Menschen zu verbessern?

  • CDU: Der Leistungskatalog der Hilfsmittel und Rehabilitationsmaßnahmen der Krankenkassen wird nicht einseitig von der Politik vorgegeben. Es ist gemeinsame Verantwortung von Politik, Verbänden, Krankenkassen und Betroffenen, auf die entsprechenden Verhandlungen einzuwirken.
  • SPD: Wenn wir in Regierungsverantwortung stehen, wollen wir uns insbesondere mit Hinblick auf sehbehinderte Seniorinnen und Senioren auf der Bundesebene dafür einsetzen, die Gesetzespraxis zu evaluieren und die Position der Betroffenen ggf. durch einen schnellen und effektiven Rechtsschutz zu stärken.
  • GAL: Die Betroffenen brauchen im Konfliktfall konkrete Unterstützung, deswegen wollen wir die Beratungsleistungen für Menschen mit Behinderungen verbessern, die unabhängige Sozialberatung in Hamburg stärken und die Öffentliche Rechtsauskunft ÖRA personell ausbauen.
  • Linke: Leistungen zur medizinischen Rehabilitation kommen grundsätzlich auch als Leistungen der Sozialhilfe nach dem SGB XII in Betracht. Hier besteht die Möglichkeit, auf eine verstärkte vorläufige Bewilligung von medizinischen Reha-Leistungen an neu von einer Sehbehinderung betroffene Senioren zu sorgen, bis eine nachträgliche Kostenübernahme durch die Krankenkasse erreicht werden kann. Hierfür wird sich die LINKE in der nächsten Wahlperiode parlamentarisch einsetzen.
  • FDP: In erster Linie kann dies nur bundespolitisch geregelt werden und fällt primär in die Zuständigkeit der Ärzte und Krankenkassen, die darüber entscheiden müssten.

9. Was werden Sie nach der Wahl für die berufliche Eingliederung blinder und sehbehinderter Menschen tun?

  • CDU: Wir werden die Arbeitgeber weiterhin auf die Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung durch das Integrationsamt hinweisen. Zudem werden wir weiter diverse Integrationsfachdienste finanzieren, die mit spezifischen fachlichen Schwerpunkten die Arbeitgeber zu den Rechten und Pflichten zum SGB IX beraten. Generell muss aber auch der langfristige Minderleistungsausgleich eingeführt werden, damit Inklusion auch im regulären Arbeitsmarkt gelingen kann.
  • SPD: Hier müssen gemeinsam mit engagierten Unternehmen und den Kammern neue Wege beschritten werden. Leider schränken die drastischen Sparvorgaben des Bundes und die Verpflichtungen, die der jetzige Senat noch kurz vor der Wahl eingeht, den Gestaltungsspielraum in der Hamburger Arbeitsmarktpolitik für die nächsten Jahre erheblich ein. Wir stehen dafür ein, dass in der öffentlichen Verwaltung die Schwerbehindertenquote von 5% mindestens eingehalten wird.
  • GAL: Wir wollen, dass individuell und dauerhaft gefördert wird und jede und jeder selbst entscheiden kann, in welcher Form sie/er teilhaben möchte. Dies kann eine Beschäftigung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt, in einer Integrationsfirma oder aber bei Bedarf im geschützten Arbeitsmarkt sein.
  • Linke: Die LINKE wird sich dafür einsetzen, dass nicht nur mehr sehbehinderte und blinde, sondern allgemein mehr schwerbehinderte Menschen bei der Freien und Hansestadt eingestellt werden. Es stellt sich vorrangig die Frage, warum das Job-Center team.arbeit.hamburg nicht zunächst einmal mit anderen Programmen versucht, es Arbeitgebern in Hamburg attraktiv zu machen, schwerbehinderte Menschen mit Unterstützung einzustellen.
  • FDP: Eine verstärkte Integration von Menschen mit Behinderung in den 1. Arbeitsmarkt soll durch intensive Kooperation der Werkstätten mit Unternehmen geschehen. Durch verstärkte Nutzung des Persönliche Budgets, verbunden mit einer Arbeitsassistenz, kann die Ausbildungssuche optimiert werden.

10. Was werden Sie nach der Wahl für das Erreichen des Zieles der Inklusion an den Hamburger Schulen tun?

  • CDU: Die Eltern von behinderten, schulpflichtigen Kindern haben seit dem Schuljahr 2010/11 ein Wahlrecht, ob ihre behinderten Kinder am gemeinsamen Schulleben einer allgemeinen Schule teilnehmen oder auf Wunsch eine Sonderschule besuchen. Da es sich ausdrücklich um ein Wahlrecht handelt, haben die Eltern auch weiterhin einen Anspruch, ihre Kinder bei Bedarf auf eine Sonderschule zu schicken. Dennoch wird die schrittweise Entwicklung der Inklusion mehr Zeit, Sorgfalt aber auch Ressourcen benötigen, als dies zuletzt der Fall war. Dafür setzt sich die CDU ein.
  • SPD: Wir werden allen Kindern mit Behinderungen oder Förderbedarf, deren Eltern das wollen, den Besuch der allgemeinen Schulen ermöglichen. Dazu sollen nach dem Vorbild der seit Jahren erfolgreichen „Integrationsklassen“ und der „integrativen Regelklassen“ weitere Angebote geschaffen werden und deutlich mehr Sonderschulpädagogen an den allgemeinen Schulen unterrichten. Die bisherigen Sonder- und Förderschulen werden wir zu Kompetenzzentren für Sonder- und Förderpädagogik weiterentwickeln.
  • GAL: Es muss gewährleistet sein, dass sehbehinderte und blinde Schülerinnen und Schüler an Regelschulen optimal mit Lehrmaterialien versorgt werden. Gleichzeitig muss gewährleistet werden, dass neben den Lehrinhalten auch die blinden- und sehbehindertenspezifischen Arbeitstechniken vermittelt werden. Das gilt insbesondere für das Erlernen der Braille-Schrift.
  • Linke: Die LINKE fordert einen flächendeckenden Ausbau der Grund- und Stadtteilschulen zu echten inklusiven Ganztagsschulen. Bereits mit „zeitweilig gesonderten Lerngruppen“ bestünde aus Sicht der LINKEN die große Gefahr, dass so genannte Nebenklassen wieder entstehen könnten mit eigenem Bildungsgang und entsprechendem eigenen Abschluss. Die LINKE fordert, dass alle Schülerinnen und Schüler grundsätzlich in integrative Regelklassen aufgenommen werden müssen.
  • FDP: Wir fordern zur Umsetzung der Inklusion die Ausstattung der betroffenen Schulen mit ausreichend sozialpädagogischen Fachkräften. Selbstverständlich müssen die sehbehinderten und blinden Schüler mit ausreichend spezifischen Lernmaterial versorgt werden. Die FDP möchte den Eltern überlassen, ob sie ihre betroffenen Kinder in den noch bestehenden Sonderschulen oder in einer Regelschule anmelden möchten.

Die vollständigen Fragenund Antworten finden Sie auf der Homepage des BSVH.

Und welche Partei sollten blinde und sehbehinderte Menschen nun wählen? Was meinen Sie?

Facebook: Mehr Wissen gefällt mir

Wollen Sie hinzu lernen? Sind Sie interessiert an Infos und Wissen rund um die Themen Blindheit und Sehbehinderung? Na, klar. Sonst wären Sie ja nicht hier. Dann hab ich einen Tipp für Sie: Wir vom Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg haben eine Facebook-Seite erstellt. Hier veröffentlichen wir wohl dosiert spannende Links und mehr. Das Ganze ist noch im Werden, aber es wird. Also, wenn es Ihnen gefällt, was wir da so posten, dann klicken Sie auf „Gefällt mir“. Erstens machen Sie mich damit ein bisschen glücklicher, und zweitens – das ist für Sie wohl noch entscheidender – bekommen Sie dann unsere Beiträge in Ihrem Neuigkeiten-Strom bei Facebook angezeigt. Klicken Sie mal rein. Ihre Anregungen, Kritik und Fragen nehme ich wie immer gern entgegen. Ach ja, der Link fehlt noch. Er lautet www.facebook.com/BSVH.eV. Viel Vergnügen!

Blog-Aktion: Mein Blog hat eine Stimme

Die Blogosphäre ist ein bunter Ort. Hier tummeln sich die unterschiedlichsten Menschen. Sie informieren, kritisieren, diskutieren aufgeregt oder nachdenklich. Sie veröffentlichen spannende, lustige, aufrüttelnde Texte, posten Fotos und Filme. Meist steht ein Mensch hinter einem Blog, gibt ihm ein ganz persönliches Gesicht. Viele Blogger stehen mit ihrem Gesicht zu ihrem Blog, begrüßen die Leser mit einem Lächeln, einem ganz persönlichen Blick. Wenn Sie, liebe Blind-PR-Leser, sehen können, dann vermittelt Ihnen dieses Bild häufig einen ersten Eindruck von dem Blogger, dessen Tagebuch Sie angeklickt haben. Er oder sie wirkt auf Sie sympathisch, lustig, vielleicht aber auch kühl oder abweisend.

Blogs haben zwar ein Gesicht, aber meist keine Stimme. Das möchte ich mit einer kleinen Blog-Aktion ändern. GEBEN SIE IHREM BLOG EINE STIMME – Ihre Stimme. Die Stimme vermittelt Ihren blinden und sehbehinderten Lesern einen Eindruck von Ihnen – ersetzt sozusagen ein Foto. Und auch Ihre sehenden Fans werden sich über eine zusätzliche Dimension, ein bisschen mehr Lebendigkeit in Ihrem Blog freuen. Mein Vorschlag: Veröffentlichen Sie in Ihrem Blog – am Besten auf der Start- oder der Über-Mich-Seite – einen Audiofile mit Ihrer Stimme. Dabei ist der Fantasie keine Grenze gesetzt. Sie könnten z. B. Ihre Leser kurz begrüßen, oder Sie lesen einen Text vor, Sie könnten singen oder einen Vortrag von sich posten, vielleicht nehmen Sie auch eine Alltagssituation oder ein Reiseerlebnis auf und veröffentlichen es. Meine Stimme können Sie übrigens hier hören. Wenn Sie nun Lust haben, an meiner Blog-Aktion teilzunehmen, dann posten Sie doch bitte den Link zu Ihrer Blog-Stimme als Kommentar unter diesen Beitrag. Und toll wäre natürlich auch, wenn Sie meine Idee in die Webwelt tragen, damit schon bald viele, viele Blogs eine Stimme bekommen.