Internet und Barrierefreiheit: Ein Interview mit mir im DocMorrisBlog

Christian de Vries kenne ich schon seit einigen Jahren, besser gesagt: wir folgen uns seit einigen Jahren bei Twitter. Der Kommunikationsprofi hat ein lesenswertes Blog und ist inzwischen Manager Social Media bei der Online-Apotheke DocMorris.

Im DocMorrisBlog hat er mich interviewt. Unter der Headline „Barrierefreiheit ist nicht selbstverständlich“ berichte ich über Hürden und Chancen im Web, darüber wie blinde Menschen am PC arbeiten und nenne Positiv- und Negativ-Beispiele rund um Accessibility.

Ich danke Christian für seine Interview-Anfrage und hoffe, dass der Post viele Leser findet.

Internet für alle: Deutschlandfunk-Talk über Barrierefreiheit

Wie nutzen Menschen mit Behinderung das Internet? Welche Hard- und Software-Lösungen gibt es? Wo stoßen wir auf Barrieren im Web? Diese Fragen waren Thema in der Sendung „Marktplatz“ im Deutschlandfunk. Am vergangenen Donnerstag sprach Philip Banse mit Raul Krauthausen, Prof. Dr. Herbert Kubicek und mir über das Internet für alle. Die Sendung können Sie auf dradio.de nachhören – oder direkt hier als MP3 herunterladen.

Perspektiven (15): Leukämie, Obdachlosigkeit, Sex und Behinderung

Ein ergreifendes Stück Journalismus ist dem Welt-Redakteur Erwin Koch gelungen. Minutiös, grausam minutiös, beschreibt er den Leukämie-Tod der 14jährigen Sarah – Medizinisch, psychologisch, alltäglich:

Eine Pflegerin kommt ins Haus, drückt das Mittel in den Portacath, der in Sarahs Brust steckt, viermal in der Woche, Sarah liegt auf dem Sofa, weiß und haarlos, der Bauch tut weh, sie isst kaum, Verbotene Liebe, Marienhof, Sarah schläft weg, erwacht, hau ab, du dumme Kuh, lass mich in Ruhe, blöder Oberdepri.

Die Kinderkrebshilfe schenkt Sarah zweihundert Franken. Sarah bestellt zwei Blumensträuße, einen für den Vater, einen für die Mutter, Gutscheine für die Schwester. An Sarahs Rücken, Gesäß und Hüfte leuchten rote Streifen, kein Grund zur Sorge, sagen die Ärzte, nicht ungewöhnlich, erhebliche Hyperammonämie, zu viel Ammoniak im Blut, leichte Nebenniereninsuffizienz.

Der Vater, Finanzfachmann, geht täglich zur Arbeit, er weint heimlich, kommt abends wieder und schweigt, hält sich fest am Glück der ersten Jahre, als er Sarah im Tragtuch hatte, als Sarah, umgeben von zehn Schnullern, im Bettchen schlief und erwachte, sobald er das Zimmer verließ, als er, noch kein Jahr her, mit Sarah am Rand des Grand Canyon stand, er und Sarah, seine Älteste, sprachlos im Licht der aufgehenden Sonne.

Der Journalist Daniel Bröckerhoff preist in seinem Blog einmal mehr das Internet, weil hier die Gesichtslosen ein Gesicht bekommen – zum Beispiel der Obdachlose Max Bryan auf dessen Facebook-Seite:

Denn Max Bryan erzählt nicht nur von sich und seiner harten Lebensgeschichte, sondern auch von anderen, denen er begegnet ist. Von dem Mann, dessen Wohnung abbrannte, während er mit Schlaganfall im Krankenhaus lag. Von dem Mann ohne Beine, der lieber draussen lebt, als seiner Familie zur Last zu fallen. Früher wären diese Geschichten unerzählt geblieben. Und Max Bryan hätte die Episode seines Lebens, in der er zwanghaft in seiner Wohnung die Welt geordnet hat, höchstens einem Psychologen berichten können. Jetzt kann er sich der Welt mitteilen, so lange und so ausführlich, wie er will. (…) Das verdanken wir dem Internet. Für mich einer der besten Gründe, warum diese technische Errungenschaft so schützenswert ist.

Behinderung und Sexualität – das ist immer noch ein Tabu. Sarah Ehrmann trägt mit ihrem lesenswerten SZ-Artikel zur Enttabuisierung bei und lässt u. A. Menschen mit Behinderung zu Wort kommen:

„Scheußlich“ sei es bei ihm gewesen, sagt Vernaldi über seinen ersten Bordellbesuch. Die Blicke. Die Frauen, die sagten, sie gingen nicht mit einem Behinderten mit. Die eine, die dann mechanisch ihr Programm abspulte, das Vernaldi schließlich abbrach. Und doch ging er wieder hin. „Typische Midlife-Crisis“, sagt er. Damals ärgerte er sich darüber, dass Prostituierte es sich doppelt bezahlen ließen, mit ihm als Körperbehinderten aufs Zimmer zu gehen und ihn dann mit Streicheln abspeisen wollten, obwohl er nach normalem Geschlechtsverkehr gefragt hatte.

Vernaldi ist ein klugerGesprächspartner, ein guter Zuhörer. Und so lud er irgendwann einfach ein, um zu reden – Menschen mit Behinderung, Prostituierte und Sozialarbeiter der Hurenorganisation Hydra. Sie redeten lange. Stellten fest, dass der Austausch fehlte, Wünsche mit Vorurteilen kollidierten. Vernaldi gründete Sexybilities, eine Initiative der Arbeitsgemeinschaft für selbstbestimmtes Leben schwerstbehinderter Menschen.

In „Perspektiven“ stelle ich lesenswerte Beiträge vor. Viele weitere Linktipps erhalten Sie vom Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg via Twitter.

Inklusionsblog: Eine Übersicht meiner bisherigen Posts

Seit Juli 2011 schreibe ich Beiträge für das Inklusionsblog der Aktion Mensch. Aus drei Autoren zu Beginn sind inzwischen neun Blogger geworden. Viele ganz persönliche Texte wechseln sich mit Sachinfos rund um Inklusion ab. Schauen Sie doch einmal rein. Im Folgenden finden Sie hier eine Übersicht der Artikel, die ich bisher im Inklusionsblog veröffentlicht habe:

  • Theater inklusiv: Die Randgruppe in der Abstellkammer – Alles wird gut. So heißt ein Theaterstück, das im Mai 2011 Premiere in Köln hatte. Das Besondere: Das Ensemble bestand aus Menschen mit und ohne Behinderung… Mehr
  • Studieren als Blinder: Das Unausgesprochene aussprechen – Geballte Unsicherheit schlug mir entgegen, immer wenn ich mich mit einer Referatsgruppe bekannt machte. Meine Kommilitoninnen und Kommilitonen konnten sich nicht vorstellen, wie „der Blinde“ mitarbeiten sollte… Mehr
  • PR-Ausbildung für Blinde und Sehbehinderte: Endlich ein „normaler“ Job – Public Relations (PR) – deutsch: Öffentlichkeitsarbeit – ist für blinde und sehbehinderte Menschen ein recht neues Berufsfeld. Seit Ende der 90er Jahre bildet die Stiftung für Blinde und Sehbehinderte Frankfurt/Main (SBS) PR-Assistenten und PR-Berater aus… Mehr
  • Endlich selbstbestimmt: Eigene Wohnung statt Heim – Wie will ich wohnen? Diese Frage ist zentral in unserem Leben. In der Wohnung können wir uns verwirklichen… Mehr
  • Blind wohnen: Über Füße im Futter und verschollene Korkenzieher – „Benutzt Du den weißen Stock auch in Deiner Wohnung?“, „Kannst Du als Blinder kochen und putzen?“, „Hast Du einen Betreuer?“ – Fragen wie diese stellen mir sehende Menschen… Mehr
  • Judo mit Behinderung: Wenn sich Vereine öffnen – Behindertensportler bleiben häufig unter sich. Sie haben ihre eigenen Olympischen Spiele, die Paralympics. Häufig trainieren sie in speziellen Vereinen… Mehr
  • Kunst für alle: Auch Hände können sehen – Meine Hände gleiten über das Relief. Mal ist es glatt, mal rau – aber nie fühlt es sich unangenehm an… Mehr
  • Rollstuhl-Karate: Schön und elegant – Karate und Behinderung, das ist für viele Menschen unvereinbar. Sie denken bei diesem Kampfsport an fitte Menschen, die sich messen – unter Einsatz ihres gesamten Körpers… Mehr
  • Urlaub inklusiv: Gemeinsam mehr entdecken – Sanft legt sie meine Hand auf das weiche Holz. So fühlt sich also eine ausgewachsene Palme am andalusischen Strand an… Mehr
  • Beruf inklusiv: Fester Job im Hotel – Während im ganzen Land über schulische Inklusion diskutiert wird, ist Inklusion auf dem Arbeitsmarkt bisher eher selten ein Thema. Wenn Medien darüber berichten, dann ist es häufig die Lokalpresse, die von ersten Positivbeispielen berichtet… Mehr
  • Blind im Internet: Kommunizieren auf Augenhöhe – Immer mehr Menschen mit einer Behinderung nutzen das Internet, um sich zu informieren und zu kommunizieren. Zu diesem Ergebnis kommt eine Erhebung der Aktion Mensch, die im Frühjahr dieses Jahres veröffentlicht wurde… Mehr
  • Inklusion in der Schule: Das Verschiedensein ist normal – „Wer als Kind schon früh und intensiv erlebt, wie normal das Verschiedensein ist, der wird in aller Regel auch später als Erwachsener Menschen mit Behinderung offen und ungezwungen begegnen“, sagte Bundespräsident Christian Wulff dem Tagesspiegel. Dass er recht hat, beweisen drei Kinder – Laura, Maike und Josia. Mehr