„Public Relations sind das Differenzmanagement zwischen Fakt und Fiktion durch Kommunikation über Kommunikation in zeitlicher, sachlicher und sozialer Perspektive.“ Differenzmanagement zwischen Fakt und Fiktion sei dabei „eine Technik bedingt geduldeter öffentlicher Täuschung.“ Das sagt der Münsteraner PR-Wissenschaftler Klaus Merten – und er gießt Wasser auf die Mühlen derer, die in PR schon immer nur Lug und Trug sahen. Horst Avenarius hat bereits viel Wahres dazu gesagt. Und in so manch einem Branchen-Forum wird fundiert und aufschlussreich diskutiert. Und doch kann ich es mir nicht verkneifen, auch ein, zwei Sätze zu Mertens Thesen zu schreiben. Schließlich spiegelt Merten eine PR-Sicht wider, die – wenn auch intellektuell verbrämt – sich kaum vom Alltagsverständnis des Otto Normalverbrauchers unterscheidet. Da wird PR gern mit Werbung gleichgesetzt. Und auch für viele Unternehmer sind Public Relations nur eine kostengünstigere Variante des Marketings. „Ihr wollt doch nur Eueren Auftraggeber in die Zeitung bringen und dabei möglichst gut dastehen lassen“, so das gängige Vorurteil gegen meine Zunft. Diese Kritiker vergessen, dass PR immer zwischen dem Inneren eines Auftraggebers und der Öffentlichkeit vermittelt – und das in beide Richtungen. Eine PR-Strategie, die auf Lügen baut, wird schneller entlarvt als ihr lieb sein wird. Würde ich wissentlich die Unwahrheit über das Leben der blinden und sehbehinderten Hamburger oder über den Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg verbreiten, wer würde mich danach noch um unsere Meinung bitten? Niemand. Und was wäre vereinsintern gewonnen, wenn ich als PR’ler suggerieren würde, unsere Selbsthilfe-Organisation könnte die Medien, die Politik, die Gesellschaft beschummeln? Nichts. Da halte ich es doch lieber mit dem Code de Lisbonne: „PR-Aktivitäten müssen offen durchgeführt werden. Sie müssen leicht als solche erkennbar sein, eine klare Quellenbezeichnung tragen und dürfen Dritte nicht in die Irre führen.“ Das scheint mir sinnvoller zu sein als bedingt geduldet die Öffentlichkeit zu täuschen.
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PR-Geschichte: ein paar Schlagworte
Wieder einmal bin ich zum Seminar in Frankfurt. Ein Thema: die Geschichte der Public Relations. Und die Geschichte ist spannend.
Um 1900 gab es in den USA massive Arbeitskämpfe. Die Journalisten haben zu der Zeit heftig Stellung gegen die Unternehmensfürsten
eingenommen. Das konnte ein Rockefeller nicht auf sich sitzen lassen. Er holte sich journalistische Verstärkung, um sein Image
aufzumöbeln. Das war die Geburtsstunde der PR, wenn sie auch noch nicht so hieß. Edward L. Bernays, ein Neffe Sigmund Freuds,
brachte die angewandte Psychoanalyse in die PR ein. Präsident Wilson konnte Bernays für sich gewinnen und setzte 1914 das Comitee
for Public Informations ein, das den Eintritt in den Krieg, der drei Jahre später erfolgte, emotional vorbereiten sollte. Ende 1916
gründete die Katholische Kirche in New York ein Publicity-Büro, geleitet von J.P. Kennedy, dem Vater von John F. Kennedy. Nach dem
Kriegsende 1918 waren die PR-Experten ohne Beschäftigung. Die Folge war ein PR-Boom. 1923 hielt Bernays die erste PR-Vorlesung an
einer Uni und veröffentlichte das erste PR-Buch. In den 30ern brachte der spätere PR-Papst Hundhausen den Begriff nach Deutschland.
Der Begriff war aber unter den Nazis unerwünscht. Die PR-Philosophie war allerdings auch in Deutschland längst nicht unbekannt. So
gab es schon um 1900 Presse-Offiziere bei der Marine. Odol-Gründer Lindner hatte sich für Zahnpflege an Schulen stark gemacht und
so Kunden für die Zukunft gewonnen. Die IG Farben hatte 1925 bereits eine Pressestelle. Im Dritten Reich herrschte ein PR-mäßiger
Black Out, stattdessen gab es Propaganda und Zensur. Pr – eingedeutscht Öffentlichkeitsarbeit – entwickelte sich in der jungen
Bundesrepublik. So gründete der Industrie- und Handelskammertag 1950 eine Pressestelle. Der BDI und der BDA zogen nach. 1958
gründeten 17 PR’ler die Deutsche Public-Relations-Gesellschaft. Im selben Jahr fand der erste PR-Weltkongress in Brüssel statt.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt war PR ein fester Bestandteil der westlichen Medien-Welt.
The paradoxical commandments
by Dr. Kent M. Keith
People are illogical, unreasonable, and self-centered.
Love them anyway.
If you do good, people will accuse you of selfish ulterior motives.
Do good anyway.
If you are successful, you will win false friends and true enemies.
Succeed anyway.
The good you do today will be forgotten tomorrow.
Do good anyway.
Honesty and frankness make you vulnerable.
Be honest and frank anyway.
The biggest men and women with the biggest ideas can be shot down by the smallest men and women with the smallest minds.
Think big anyway.
People favor underdogs but follow only top dogs.
Fight for a few underdogs anyway.
What you spend years building may be destroyed overnight.
Build anyway.
People really need help but may attack you if you do help them.
Help people anyway.
Give the world the best you have and you’ll get kicked in the teeth.
Give the world the best you have anyway.
Quelle: http://www.paradoxicalcommandments.com
…Wenn das keine Philosophie für gelungene PR ist… (danke an Christian Anderegg für diesen Text-Hinweis)
Die Insel ruft
Verfasst am Do.28.02.08)
Puh, das war doch eine Menge Stoff! Jetzt ist es an mir, mich in den nächsten Monaten und Jahren für ein PR-Verständnis zu entscheiden. Ist PR Teil des Marketings? Oder ist PR eine unternehmerische Denkhaltung, sozusagen das zweite Bein eines Unternehmens? Und welche Rolle spielen Corporate Behaviour, Communications und Design für eine Selbsthilfe-Organisation blinder und sehbehinderter Menschen? Erstmal viel Denk- und Strukturierungsmodelle, viel Wissen, das noch verinnerlicht und gewichtet werden will. Das kriegt mein verschnupfter Kopf aber heut im ICE gewiss nicht mehr hin.
Und morgen geht’s dann nach London – hoffentlich spielt die Gesundheit mit. Ich freu mich auf vier Tage Metropolen-Flair, auf das bunte Leben, auf vier Tage Spaß mit Rheinhold und auf Lisa, die ich über eineinhalb Jahre nicht gesehen hab. Und ich freu mich auf ein Chinesisches Restaurant, das mir Christian, unser Schweizer PR-Coach, empfohlen hat. Er sagt, dass man dort alles einmal probieren sollte, mit Ausnahme der Hühner-Füße. London ich komme!