Infoseite: Shared Space in Hamburg

Das Thema Shared Space bleibt in Hamburg aktuell. Inzwischen haben sechs der sieben Bezirke Vorschläge für sog. Gemeinschaftsstraßen gemacht. In Harburg wird noch über geeignete Flächen diskutiert. Der Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg (BSVH) macht sich weiter in vielen Gesprächen mit Bezirkspolitikern und Behörden-Vertretern für die Belange der sehbehinderten und blinden Verkehrsteilnehmer stark. Mir will weiter nicht einleuchten, wie ich über eine stark befahrene Straße wie die Lange Reihe, die osterstraße oder dem Mühlenkamp gehen soll, wenn es keine Verkehrsschilder, formalen Geschwindigkeitsbegrenzungen, Zebrastreifen und Ampeln gibt. Das Konzept setzt auf das verständigen per Handzeichen und Blickkontakt – für mich als blindem Menschen nicht möglich.

Ich habe eine Infoseite zu Shared Space in Hamburg zusammengestellt. Auf ihr finden Sie Definitionsversuche und die Kritik der Blinden- und Sehbehindertenvereine und der Unfallversicherer. Außerdem nimmt die Grün-Alternative Liste Stellung zum Thema. Und es gibt Auszüge aus dem Gutachten der Stadt und eine Liste der vorgeschlagenen Straßen. Die Infoseite finden Sie unter http://www.bsvh.org/angebote/mobil/umwelt-verkehr/shared-space/.

Autor: Heiko Kunert

Heiko Kunert (44) ist Geschäftsführer des Blinden- und Sehbehindertenvereins Hamburg und selbst blind. Er ist Vorstandsmitglied der Hamburger Landesarbeitsgemeinschaft für behinderte Menschen, der Stiftung Centralbibliothek für Blinde, der Norddeutschen Blindenhörbücherei und der Erich-Quenzel-Stiftung, sowie Mitglied im Verwaltungsrat der Verbraucherzentrale Hamburg. Er ist freier Journalist und engagiert sich für Inklusion und Barrierefreiheit.

5 Kommentare zu „Infoseite: Shared Space in Hamburg“

  1. Gute Seite und wichtiger zu berücksichtigender Standpunkt. Ich habe über die BSVH-Seite auf meiner Seite http://sankt-georg.info/artikel/893/shared-space-lange-reihe-bsvh-hamburg berichtet.

    Der Kompromiss wäre doch die bestehenden ‚Bettelampeln‘ zu erhalten, damit z.B. Blinde formal abgesichert über die Straße kommen?

    Alle weiteren Vorteile des Shared Space Konzeptes würden doch nicht angetastet, oder verstehe ich das falsch?

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  2. Kern des Konzeptes ist, dass es keine Ampeln und Schilder geben soll. Die verkehrsteilnehmer sollen gezielt verunsichert werden, um aus dieser Unsicherheit heraus rücksichtsvoller zu werden. Ob das klappt? Ich hab da meine Zweifel.

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  3. Kern des Konzeptes ist ein gleich berechtigter (u.A. Verkehrs-) Raum für Alle wobei die Bürger- bzw. Anwohnerinteressen noch ein wenig gleicher sind als die Verkehrsinteressen.

    Wer also z.B. zum Feiern einer Party mit den Nachbarn einen Tisch rücksichtsvoll platziert, der soll das dürfen ohne das das deutsche Abschleppargument ‚Behinderung des fließenden Verkehrs‘ zum Tragen kommt.

    Von Verunsicherung ist bei Shared Space nicht die Rede. Das ist reine Polemik. Bewusste (Verkehrs-) Regelfreiheit wäre die bessere Sprachregelung 🙂

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  4. Das sollte keine Polemik sein. Selbst die grüne Senatorin Anja Hajduk, die Shared Space in Hamburg maßgeblich vorantreibt, spricht von einer bewusst gewollten gewissen Verunsicherung. Und schon der niederländische Begründer der Shared-Space-Idee sprach von Verunsicherung. Ihn zitiert z. B. die Süddeutsche Zeitung: „Beseitige man nun die Verkehrszeichen in Wohngegenden und hebe zusätzlich die strikte Trennung der Flächen für Fußgänger, Radfahrer und Autos auf, verunsichere das zwar, führe aber automatisch zu mehr Aufmerksamkeit und Rücksicht, so Hans Monderman.“

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  5. Der Begriff Verunsicherung ist in diesem Zusammenhang massiv Sinn entstellend. Gemeint ist die falsche Sicherheit durch die Verkehrsplanung der Ingenieure der 70er bis heute, die europaweit einen Regelexzess sondergleichen betrieben, um Haftung und Verantwortung auf die Bürger per Regelwerk und Schilderwald abzuwälzen.

    Anders herum wird ein Schuh daraus; Regelwerk und Schilderwald vernichten Aufmerksamkeit und Rücksicht.

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