Es gibt Bücher, die sind leicht im Ton und stellen doch die ganz großen Fragen. Das gilt zum Beispiel für die Romane von Thommie Bayer. Zwei von ihnen kenne ich inzwischen, und beide haben mich sehr berührt.
Bayers neuestes Werk hat den traurig-schönen Titel „Vier Arten, die Liebe zu vergessen“. Alte Schulfreunde treffen sich in der Mitte ihres Lebens wieder. Ihre gemeinsamen Tage in Venedig sind nicht spannungsfrei. Sie haben sich teils auseinandergelebt, sind sich fremd geworden. Alte Konflikte aus jungen Jahren haben sich manifestiert. Und doch liegt über allem eine Vertrautheit, wie sie nur eine gemeinsame Jugend in Freundschaft schaffen kann. Alle Vier sind sie auf ihre jeweilige Art gescheitert, gescheitert an der Liebe. Aber selbstverständlich gibt es – und das kann man von einem Buch wie diesem ja wohl auch erwarten – Hoffnung, Mut und vielleicht sogar neues Glück.
Glück hat der Ich-Erzähler in „Heimweh nach dem Ort, an dem ich bin“ schon lang nicht mehr erlebt. Früh in dieser charmanten Geschichte spürt der Leser, dass in der Vergangenheit des Helden wirklich üble Dinge geschehen sein müssen. Heute ist sein Leben beruflich und privat eingefahren. Es gibt wenige emotionale Ausschläge. Erst als er vor einem drohenden Skandal – er sieht sich Plagiatsvorwürfen (wie aktuell) ausgesetzt – aufs Land flieht, in einen Bungalow inmitten von Weinbergen und Tabakfeldern, da löst sich seine Erstarrung. In Zwiegesprächen mit Einer ihm zugelaufenen Katze und in einer beginnenden Freundschaft mit den Vermietern des Ferienhauses, findet er zu sich, zu seiner Geschichte und zu dem was zählt im Leben. Das ist nicht nur für den Erzähler befreiend, es lohnt sich auch für den Leser.