Theater All Inclusiv: Die Blinden Passagiere in Oldenburg in Holstein

Am kommenden Samstag, 19. Oktober 2019, findet in Oldenburg in Holstein ganztägig das Theater-Festival Theater All Inclusiv statt. Auch unser blind-sehendes Ensemble „Blinde Passagiere“ wird dabei sein. Ihr könnt uns um 15 Uhr live erleben. Wir spielen einen Auszug aus unserem aktuellen Stück „Roter Rausch auf Cuba“. Ich freue mich auf euch!

Wieder auf der Bühne: Die Blinden Passagiere im Kalten Krieg

Am 22.6. hatte unser neues Musik-Theater-Abenteuer “Roter Rausch auf Cuba – Ein Singspiel im Trip der 60er” Premiere. Wir waren aufgeregt, ob unser Drei-Stunden-Stück beim Publikum ankommt, ob die Gags funktionieren, ob die musikalische Auswahl gefällt und ob bei uns der Text sitzt. Allerlei Lacher und viel Applaus waren die positive Antwort.

Zum Inhalt: Der alte Dampfer Tantici III landet versehentlich in den Fängen eines zwielichtigen Hafenkommandanten der kubanischen Hauptstadt Havanna im Jahr 1967 inmitten des Kalten Krieges. Plötzlich finden sich die Helden zwischen den Fronten der politischen Systeme und werden zum Spielball persönlicher Interessen. Kann es eine Hoffnung auf Zukunft geben? Wenn ja, welche? Und wohin führen die Geheimnisse, die sich plötzlich bei den Protagonisten auftun…?

Turbulent, schräg, überraschend gibt sich das neue und mittlerweile fünfte Stück von Blinde Passagiere – dem inklusiven Ensemble aus sehenden und blinden Schauspielerinnen und Schauspielern – und wie immer: entschieden musikalisch!

Es gibt noch zwei Möglichkeiten, den Roten Rausch im Hamburger Klabauter-Theater, Jungestr. 7a, zu erleben:

  • 6.7. (Samstag) – 20 bis 23 Uhr
  • 7.7. (Sonntag) – 18 bis 21 Uhr

Karten (€ 14 / erm. € 8) gibt es als Reservierung per mail an karten-klabauter@rauheshaus.de, telefonisch unter 040 – 253 046 313 (Mo – Fr 10 – 15 Uhr) und als Kauf online für die Samstagsaufführung hier und für Sonntag hier (zuzügl. Vorverkaufsgebühr).

Theater inklusiv: 10 Jahre Blinde Passagiere

Am Dienstag dieser Woche (30. Oktober 2018) haben wir gefeiert. Zehn Jahre Theater-Ensemble „Blinde Passagiere“. Aktuelle und ehemalige Schauspielerinnen und Schauspieler, Musiker und Weggefährten kamen zusammen, an den Ort, an dem alles begann, in die Kulturbühne Bugenhagen – heute: Die BURG, Theater am Biedermannplatz.

Es war bereits im Dezember 2007. Damals saß ich erstmals mit Jörn Waßmund zusammen. Der Theater-Pädagoge und Regisseur hatte sich mit einer Idee an den Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg (BSVH) gewandt. Er wollte das Thema „Blind / Sehend“, „Sehen oder Nichtsehen“ auf der Bühne verarbeiten. Auch sprach er davon, dass blinde und sehende Menschen, Profis und Laien gemeinsam Theater spielen sollten. Mehr stand zu jener Zeit noch nicht fest.

Ich war zu jener Zeit im BSVH ganz frisch verantwortlich für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Jörn – beziehungsweise Herr Waßmund, wir haben uns ein halbes Jahr lang gesiezt – und ich brainstormten, fragten uns, wie Theater-Arbeit mit blinden und sehbehinderten Menschen gestaltet sein müsste, fragten uns, ob wir überhaupt Betroffene finden, die das Abenteuer eingehen würden. So unterstützte ich die Suche nach blinden und sehbehinderten Interessierten. Und ich war auch beim ersten Treffen in der Kulturbühne dabei. Aber ich entschied mich dagegen, selbst mitzuspielen. Neben Arbeit und Weiterbildung erschien mir der Aufwand zu hoch. Jörn und ich standen zwar weiter im Austausch, z. B. als es darum ging, die Aufführungen zu bewerben. Aber dass ich am Ende doch im ersten Stück mitspielen sollte, hatte ich mir nicht träumen lassen.

Es war der 22. August 2008, weniger als vier Wochen vor der Premiere, als ich eine E-Mail bekam, im Anhang das komplette Stück als Word-Datei. In der Mail hieß es:

„Da der Text jetzt erst so spät kommt, erwarte ich nicht, daß Du schon alles kannst. Schau rein, so weit Du kommst, alles weitere ergibt sich dann. Montag abend (Treffen um 17:15 Uhr) machen wir einen Durchlauf mit fast allen Szenen. Dann bekommst Du einen guten Gesamteindruck. Wir denken, daß Du recht flott reinkommst.“

Ein blinder Teilnehmer war kurzfristig ausgestiegen, Ersatz musste her. Und ich war neugierig. Vielleicht war das ja auch ein Wink des Schicksals, dass ich eine zweite Chance bekam. Und schließlich wären es ja auch nur vier Wochen, dachte ich. Nun sind es zehn Jahre geworden.

So begann mein Theater-Crashkurs: Text lernen, das Bewegen als blinder Mensch auf einer Bühne, ganz viele neue Menschen und Eindrücke, etliche Proben in kürzester Zeit, Nervosität, Lampenfieber; und am 18. September 2008 die Premiere in der Kulturbühne, die Feststellung, dass das Stück funktionierte. Das Publikum lachte an den richtigen Stellen, in ernsten Szenen wurde es ganz still, am Schluss der große Applaus. Da waren wir ganz schön stolz.

Zehn Jahre ist das nun her, und ich denke immer noch gern an diese Zeit zurück, nicht zuletzt weil es mir eine der Schauspielerinnen damals sehr angetan hatte, die bezaubernde Anna mit ihrer wunderschönen Stimme und ihrem besonderen Humor, mit der ich seither durch das Leben gehen darf. Dieses große Glück verdanke ich dem Theater!

Und ich bin dankbar für zehn Jahre, die lehrreich waren, lustig, anregend, manchmal auch chaotisch und nervenaufreibend, am Ende aber erfolgreich. Ich habe es Dienstag bei unserer Jubiläumsfeier gesagt, möchte es hier aber wiederholen: Ich bedanke mich bei allen, die auf und hinter der Bühne zum Gelingen beigetragen haben, bei allen finanziellen und ideellen Unterstützerinnen und Unterstützern, bei meinen ehemaligen und heutigen Ensemble-Kolleginnen und Ensemble-Kollegen! Und danke an Jörn Waßmund, für seinen Einsatz, für seinen Mut zu einem inklusiven Theater-Projekt, in einer Zeit, in der Inklusion noch nicht in aller Munde war, für seine Beharrlichkeit, die erheblich dazu beigetragen hat, dass es die Blinden Passagiere immer noch gibt, für seinen Erfindungsreichtum und seine Kreativität und für die gute Zusammenarbeit!

Wie man erfolgreich Leser vergrault: Deutschland und barrierefreies Lesen

reisswolfblog

Hallo, liebe Leserinnen und Leser,

wenn eine Literaturkritikerin die Leserinnen und Leser in Deutschland unterschwellig beleidigt – wie in meinem gestrigen Beitrag zu lesen war -, dann ist das eine Sache. Dass der aufmerksame Beobachter derzeit betrachten kann, dass es Gruppen von Lesern gibt, denen von staatlicher Seite Knüppel zwischen die Beine geworfen werden, wenn es um den Zugang zu Literatur geht, ist nochmal eine ganz andere.

Reden wir also mal über die Marrakesch-Richtlinie. Die was? Die Marrakesch-Richtlinie! Ohne mit Gesetzestexten, Paragrafen und Fachchinesisch um mich zu werfen, versuche ich den Inhalt der Richtlinie mal vereinfachend runterzubrechen:

Die Marrakesch-Richtlinie sieht vor, lese- oder sehbehinderten Menschen den Zugang zur Literatur zu vereinfachen bzw. überhaupt erst zu ermöglichen. So soll es (Blinden-)Bibliotheken beispielsweise ermöglicht werden, Hörbuch- oder Brailleschriftausgaben von Büchern zu erstellen – das Ganze, ohne den Urheber befragen zu müssen – und diese dann lese- oder sehbehinderten Menschen zur Verfügung zu stellen. Angesichts…

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