Von Affen und Menschen

Michi hatte mir im Vorhinein schon vom Affenberg erzählt. Er sei dort als kleiner Junge dereinst gewesen. Erst habe er die vielen Berber-Äffchen ja noch ganz niedlich gefunden, aber nur bis sie sich zu dritt über die Popcorn-Tüte in seiner Hand hergemacht hätten und mit ihren Krallen an dem Dreikäsehoch-Michi emporgeklettert seien. Anscheinend hat man aus Geschichten wie diesen gelernt. Wir bekamen eine Einweisung, nach der wir nur die Affen auf den Geländern füttern dürften, und eine ganze Tüte Popcorn gab es auch nicht mehr. Jeder von uns nahm sich eine Hand voll, die hinterm Rücken versteckt werden musste, während sich die Affen von der anderen Hand ein, maximal zwei Körner krallen durften. Nur ein flinkes, rauhes Kratzen auf meiner Handfläche und dann ein promptes Knuspern, und Besucher wie Affe waren zufrieden. Wie kann man nur soviel ungesüßtes Popcorn essen? Wir sechs waren ja nicht gerad die einzigen Besucher an diesem Mittwoch. Andererseits gibt es hier ja auch rund 200 Affen, die sich auf 20 Hektar Wald verteilen. Und dann klappern noch etliche Storch-Familien friedlich vor sich hin. Und Dammwild lebt hier, winzige Enten, Frösche sind auch noch dabei. Ein schönes Ausflugsziel ist dieses Salem.

Und danach ging es in die menschliche Geschichte, ab in die Steinzeit. Das Pfahlbauten-Freilichtmuseum in UnterUhldingen gehört zum absoluten Pflicht-Programm eines Bodensee-Touristen, undzwar vollkommen zurecht. Es war fwahrlich famos, über die knirschenden und schwingenden Holzwege zu laufen, während unter einem die Bodensee-Wellen plätscherten. Meine Hände, die doch – wenn überhaupt – nur mit moderner Architektur Kontakt haben, genossen die eckigen, kantigen, naturbelassenen Holzgeländer und -wände. Für jung und alt lohnend war auch die Führung, bei der z.B. die einfachen, aber überraschend genialen Werkzeuge und Bautechniken erläutert und erfahrbar wurden. Nach vielen Eindrücken und etlichen Stunden in der prallen Sonne waren wir – und erstrecht die Zwerge – erschöpft, aber vor allem enorm bereichert.

Affenberg Salem: http://www.affenberg-salem.de/

Pfahlbauten: http://www.pfahlbauten.de/

Autor: Heiko Kunert

Heiko Kunert (44) ist Geschäftsführer des Blinden- und Sehbehindertenvereins Hamburg und selbst blind. Er ist Vorstandsmitglied der Hamburger Landesarbeitsgemeinschaft für behinderte Menschen, der Stiftung Centralbibliothek für Blinde, der Norddeutschen Blindenhörbücherei und der Erich-Quenzel-Stiftung, sowie Mitglied im Verwaltungsrat der Verbraucherzentrale Hamburg. Er ist freier Journalist und engagiert sich für Inklusion und Barrierefreiheit.

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