Meine Konzert-Saison 2008 ist endlich eröffnet. Nicht, dass ich selbst auftrete. Im Gegensatz zum Klischée bin ich kein blindes Musik-Genie. Ich lasse musizieren.
Dienstag war ich bei Wir Sind Helden und Tomte. Vier Stunden Konzert für einen guten Zweck, was will man mehr? An meiner Seite Malin, die seit siebeneinhalb Jahren immer mal wieder auftaucht, um dann plötzlich für Monate oder Jahre nach Barmbek, Maiendorf oder Hawaii zu verschwinden. Wacker windet sie sich mit mir durch das ausverkaufte Docks. Das ist Maßarbeit: zu zweit, mit randvollen Colabechern in der Hand, Stufen ab und Stufen auf durch das Getümmel. Zumal der durchschnittliche Konzert-Besucher nicht davon ausgeht, dass der scheinbar endlos verliebte Typ, der nicht auch nur eine Sekunde vom Arm seiner Angebeteten lassen kann, blind seien könnte. Ruppig wird es auch, wenn ich dem Zwei-Meter-Hünen in Lederjacke und Bier-Dunst eisern im Weg stehe. Statt Platz zu machen sing ich lieber ungestört „Soundso“ lauthals mit. Dabei hatte er mir doch nonverbal zu verstehen gegeben, dass ich seinen Weg versperre. Der Normalfall ist das aber nicht: nach einer kurzen Irritation checken die meisten Leute die Situation, berühren mich vorsichtig an Arm oder Schulter und signalisieren mir so, dass sie vorbei möchten.
Gedrängel gab es gestern im Knust nicht. Dort spielte Janina – Support: Goetz Widtmann (einst Jointventure). Familiäre Konzerte wie diese haben ihren eigenen Charme: der kurze Plausch mit dem Mainact am Tresen, ein „Schönen Feierabend“ nach dem Konzert. Das Beste aber: Janinas Stimme. Sie kann betörent verwegen daher kommen, dann wieder soulful bluesig oder lasziv Björkesk. Hinzu kommen grundsolides Gitarren-Handwerk und humorvoll-verträumte – wenn auch manchmal noch etwas kantige – Texte. Also, die Frau hat Zukunft – jedenfalls bei mir.