Barrierefreiheit: Ein Minus für Google Plus

In dieser Woche hat Google sein eigenes soziales Netzwerk freigeschaltet. Google Plus nennt sich der mögliche Facebook-Killer. Viele Nutzer loben vor Allem das nette und aufgeräumte Design. Aus blinder Sicht ist Google Plus keineswegs aufgeräumt – im Gegenteil.

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Wissen Sie, was Google Plus mir damit sagen möchte? Ich weiß es nicht. Dieses Zeichen-Wirrwarr liest mir aber mein Computer vor, wenn ich auf der Seite des sozialen Netzwerks bin. Dazu kommt ein für mich unstrukturiertes Durcheinander von Schaltflächen, Menüs, Untermenüs, Rahmen, Tabellen und Links. Anklickbare Links und einige Schaltflächen verfügen nicht über eine textliche Beschreibung, so dass ich nicht weiß, welchen Zweck sie erfüllen. Das Ausfüllen und Bearbeiten des eigenen Profils ist ebenfalls nur begrenzt möglich und erfordert viel Wurschtelei. So sprang bei mir regelmäßig der Focus meines Screenreaders aus den Eingabefeldern und Menüs (zum Beispiel bei der Angabe von Uni und Ausbildung). Ich musste die entsprechende Stelle erstmal wiederfinden. Orientierungspunkte, die Facebook vor einigen Monaten eingefügt hat und die blinden Nutzern die Navigation auf Internet-Seiten erheblich vereinfachen, fehlen ganz. Immerhin konnte ich einen Status eingeben und auch die Freigabe für bestimmte Circles ist für mich problemlos möglich.

Das alles ist nur ein erster Eindruck. Und ich bin auch kein Fachmann für Webdesign. Aber mein Zwischenfazit fällt negativ aus: in Sachen Barrierefreiheit bekommt Google Plus von mir ein Minus. Ganz gewiss ist Facebook auch weit davon entfernt ein Musterschüler in Sachen Accessibility zu sein – ich habe hierzu schon einmal gebloggt -, aber zumindest scheint man sich dort des Themas bewusst zu sein. Apple wiederum setzt sogar Maßstäbe in der Zugänglichkeit seiner Produkte, indem es zum Beispiel seine Handys, PC’s und iPods standardmäßig mit einem Screenreader und einer Sprachausgabe für Blinde ausliefert. Google hingegen enttäuscht in zuverlässiger Regelmäßigkeit auf diesem Gebiet – sei es beim Kalender, beim Reader, bei Buzz und jetzt bei Google Plus. Die 15% Weltbevölkerung mit einer Behinderung gehören wohl nicht zur Zielgruppe des Internet-Riesen.

Nachtrag (08.07.11): Am gestrigen Donnerstag hat sich ein Google-Mitarbeiter bei mir per Mail gemeldet. Er informierte sich bei mir, mit welchen Screenreadern und Browsern ich Google Plus nutze. Und er versprach meinen Blogpost – ins Englische übersetzt – an das Plus-Team weiterzuleiten.

Autor: Heiko Kunert

Heiko Kunert (44) ist Geschäftsführer des Blinden- und Sehbehindertenvereins Hamburg und selbst blind. Er ist Vorstandsmitglied der Hamburger Landesarbeitsgemeinschaft für behinderte Menschen, der Stiftung Centralbibliothek für Blinde, der Norddeutschen Blindenhörbücherei und der Erich-Quenzel-Stiftung, sowie Mitglied im Verwaltungsrat der Verbraucherzentrale Hamburg. Er ist freier Journalist und engagiert sich für Inklusion und Barrierefreiheit.

28 Kommentare zu „Barrierefreiheit: Ein Minus für Google Plus“

  1. Ich weiss nicht, wie es bisher war, aber so ist es definitiv zu klein.
    Ein guter Kompromiss, ohne das Layout kaputtzumachen, wäre die Breite von #wrap von 500px auf 780px auszudehnen. Gleichzeitig die Breitenangaben der Kind-container rigoros rauszuschmeissen und mit paddings (etwa 10px auf das wrap – ungetestet) arbeiten.
    Eine angenehme Schriftgrösse erreichst Du, wenn Du das font-size:67% vom Body entsorgst.

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  2. Google hat explizit dazu aufgefordert Probleme mit der Barrierefreiheit zu melden. Planst Du, Deine gefundenen Probleme näher zu spezifizieren? Das hätte den Vorteil, dass auch andere melden könnten und wer weiß: vielleicht kommt am schnellsten Bewegung in die Sache, wenn es viele Meldungen gibt. Ein paar von Dir beschriebene Probleme konnte ich noch nicht nachvollziehen, würde sie aber gerne über den „Send Feedback“-Dialog melden. In diesem kann man das Problem auf der jeweiligen Seite bzw. das problematische Element markieren:

    Die von Dir erwähnten Tabellen in Googleplus habe ich noch nicht gefunden. Ich habe mir allerdings weder alle Seiten angeschaut, noch die einzelnen Seiten systematisch. Könntest Du sagen, wo sich die Seiten mit mehreren Tabellen befinden und welche Probleme es damit gab? Mir sind bisher nur Seiten mit einer Tabelle (sie umschließt den Abmelden-Link) begegnet.

    Könntest Du sagen, wo der zitierte Link ist – in Googleplus allgemein oder „nur“ im Profil? Meinst Du mit eingeschränkt (Ausfüllen des Profils), dass Du Felder im Profil _nicht_ ausfüllen konntest oder dass es wegen der beschriebenen Probleme mit Screenreadern (allen oder einem und in welcher Version?) mühsam war?

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  3. Hallo zusammen! Wenn man so ein bisschen mit der Maussimulation des Screen Readers arbeitet, kriegt man einige Dinge wie z. B. das Hinzufügen einer Person zu bestimmten Kreisen auch mit NVDA, JAWS, VoiceOver usw. hin. Bei NVDA zieht man die Maus auf den Button „Zu Kreisen hinzufügen“. Bei VoiceOver ist dies z. B. VO+Cmd+F5. Bei NVDA ist das NVDA-Taste+Schrägstrich auf dem Ziffernblock (Ziehe Maus zu Navigator). Für JAWS weiß ich die Tastenkombination nicht mehr, da dürfte ein Blick in die Hilfe weiterhelfen, evtl. funktioniert einfach JAWS-Taste+Ziffernblock-Minus.
    Also, wenn man so ein bisschen mouse-overt, geht einiges, was sonst verborgen bleibt, bei Google Plus schon, aber schön geht in der Tat anders.

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