Fleisch ist mein Gemüse. Das ist nicht nur die Lebensphilosophie eines blinden PR’lers aus Hamburg, sondern der Titel des Films, den eben dieser PR’ler in der vergangenen Woche zusammen mit seinen Freunden im Kino gesehen hat. „Fleisch ist mein gemüse“ ist ein erstaunliches Phänomen. Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Heinz Strunk, erzählt der Film von der tristen Welt des Harburgers („die falsche Seite Hamburgs“) Strunk, der zwischen seiner psychisch kranken Mutter, einem massiven Akne-Leiden, seinem musikalischen Talent als Saxophonist, dem Elend von Schützenfest-Auftritten und vollkommener Frauen-Abstinenz dahinvegetiert. Das klingt nicht sonderlich komisch. Und in der Tat bleibt einem das Lachen nicht selten im Halse stecken. Aber es gibt dennoch viel zu lachen. Der Strunk’sche Humor, den Unwissende krude nennen, ist anders, geht immer dahin, wo es weht tut, um dann noch eine Schippe drauf zu legen. Und nicht selten fragt man sich: „Was will der Künstler damit sagen?“ Und doch kennen wir alle die Tristesse des Lebens, die Dumpfheit des Alltags, die Schmerzen unerfüllter Wünsche, für die Strunk einen sicheren Blick hat. Und deshalb begeistert mich der Meister immer wieder.
Schade nur, dass „Fleisch ist mein Gemüse“ kein wirklicher Strunk-Film ist (im Gegensatz zu „Immer nie am Meer“, der vor einigen Monaten in den Kinos lief). Zu häufig kommen die für deutsche Komödien so stereotypen Humor- und Lovestory-Versatzstücke durch, ohne dass sie in Strunk’schem Stil konsequent persifliert würden. Dennoch: wer Fan des Studio-Braun-Helden ist, wer die falsche Seite Hamburgs aus eigener Erfahrung kennt oder offen für die rustikalen Seiten des Lebens ist, der wird mit einem „Fleisch ist mein Gemüse“-Abend nichts verkehrt machen. Und allein der grandios gespielte Band-Leader Gurki ist den Kinobesuch wert: „Und denkt dran: Auch Taxis sind Autos!“
Links zum Thema
Heinz Strunk: http://www.heinzstrunk.de
Fleisch ist mein Gemüse: http://www.fleischistmeingemuese.de/
Immer nie am Meer: http://www.filmblog.ch/zurich-film-fe
stival/immer-nie-am-meer-von-antonin-svoboda.html