Wenn Sie, geneigter Leser, gefragt würden, welcher Ihrer Sinne der wichtigste ist, Sie wüssten die Antwort: Das Sehen, natürlich. Rund 85% Ihrer Informationen erhalten Sie via Auge. Mich fragte jüngst eine Gymnasiastin, die eine zusätzliche Lernleistung zum Thema „Veränderung der Sinneswahrnehmung nach einer Erblindung“ schreibt, welches denn mein wichtigster Sinn sei.
Komisch, dass ich mir diese Frage noch nie gestellt hatte. Rein quantitativ wird es wohl das Gehör sein. Denn mit ihm kann ich noch am ehesten aus der Ferne wahrnehmen – Autos auf der Straße und Lautsprecheransagen im Bahnhof hören oder Gespräche im Bus belauschen. Gerade wenn ich draußen unterwegs bin, bringen mich meine Ohren durch die Stadt: Ich höre, wenn die Ampel grün wird – entweder durch ein Piep-Signal oder durch den anfahrenden parallelen Autoverkehr -, ich höre Häuser-Wände, da sich an ihnen der Schall meiner Schritte bricht, oder ich höre, wenn ich unter einer Brücke bin, weil es dann hallt. In meinen vier Wänden hingegen können die Ohren sich ein wenig ausruhen. Hier haben die Hände ihr Revier. Hier lesen sie Bücher und Zeitschriften und die Braille-Beschriftungen, die ich auf meine DVD’s geklebt habe. Die Finger unterscheiden das Joghurt- vom Mayonaise-Glas. Sie finden die notierte Telefonnummer im Chaos auf meinem Schreibtisch. Wieviel Prozent meiner Sinneseindrücke nun aber auf das Hören, das Fühlen oder auf das Riechen entfallen, weiß ich nicht. Dazu wird es doch wohl Forschungsergebnisse geben. Ich mach mich mal auf die Suche: mit meinen Ohren und Fingern.
Eine noch wichtigere Frage wäre, welchem Sinn man am ehesten vertraut… 😉
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Das ist sehr tagesabhängig – Erkältung kann z.B. aufs Gehör schlagen, Und wenn ich drei Stunden nonstop Blindenschrift gelesen hab, sind meine Finger so durchgerubbelt, dass ich gar nichts mehr fühlen kann -, abgesehen von Tagen, an denen ich gar keinem meiner Sinne mehr vertrauen kann…
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