Als ich vor über sieben Jahren begann, E-Mails zu lesen und zu schreiben, da begegneten mir schon bald kryptische Aneinanderreihungen von Satzzeichen, die für mich überhaupt keinen Sinn ergaben. Meine Synthetische Sprachausgabe las plötzlich – unvermittelt und mitten im Text – „Doppelpunkt Minus Klammer Zu“. Was sollte das? Zur Kontrolle las ich mithilfe der Braille-Zeile den selben Text in Blindenschrift. Auch dort nur Satzzeichen, die so keinen Sinn ergaben. Inzwischen habe ich gelernt, dass sich hinter diesen Satzzeichen große Gefühle verbergen können.
Gerade im privaten Mailverkehr sind sie heute für viele Menschen nicht mehr wegzudenken: die sog. Emoticons. Emoticon verknüpft die Wörter Emotion und Icon. Und ich musste lernen, dass diese Satzzeichen-Ketten für den sehenden Betrachter stilisierte Gesten, Gegenstände oder Gesichtsausdrücke darstellen. Sie stehen für ein Lächeln, Trauer oder einen Kuss. In der Blindenschrift fallen diese Assoziationen weg, da die Braille-Zeichen lediglich auf verschiedenen Punkte-Kombinationen beruhen und rein äußerlich mit dem Alphabet der Sehenden nichts gemein haben. Ich musste die Emoticons und ihre Bedeutungen auswendig lernen, ähnlich wie Vokabeln einer Fremdsprache. Inzwischen haben findige Programmierer der Sprachausgabe meines PC’s beigebracht, statt „Doppelpunkt Minus Klammer Zu“ Smilie zu sagen. Und wenn eine Blind-PR-Leserin aus der Ferne grüßt und kommentiert und sich dabei weigert, Ihre Haarfarbe preiszugeben, dann ergänzt sie zur Sicherheit mit 😉 und meine Sprachausgabe nennt dies Gebilde „Zwinkersmilie“. Dann bin auch ich sicher, dass die sympathische Kommentatorin wirklich nur flachst. Ich nutze die Emoticons heutzutage wie selbstverständlich, einmal gelernt, vergesse ich sie so schnell nicht mehr – eben ganz ähnlich wie Vokabeln.
Wikipedia über Emoticons: http://de.wikipedia.org/wiki/Emoticon
(-: von linkshänderIn
😛 zunge raus, frecher smilie
kennst du selbst nochmehr?
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