Für meinen Arbeitgeber schon ein Ritual, für mich noch immer aufregend: Landespressekonferenz, Thema Wahlen. Heute war es wieder soweit. Ich sollte die Wahl-Schablonen für Blinde vorstellen.
Die Vorab-Info lautete, dass ich gebeten würde, für eventuelle Nachfragen anwesend zu sein, aber nicht reden müsste. Es kam anders. „Setzen Sie sich nach vorn. Wir haben die Schablonen immer vorgestellt. Das machen wir wieder so.“ Ich hatte meine zwei Schablonen, einen knapp 100 Seiten dicken Punktschrift-Stapel und eine CD mit aufgesprochenen Kandidaten- und Parteinamen dabei, aber keine Notizen. Schnell noch einen Stift schnappen und einige Stichpunkte auf einen Zettel krickeln, ist für mich nicht drin. Und eine Punktschrift-Schreibmaschine sucht man im Rathaus wohl vergeblich.
Das Thema Wahlschablonen kenne ich inzwischen aus dem Effeff. Seit Wochen habe ich Kandidaten- und Parteilisten in Blindenschrift korrigiert. Ich habe Testversionen verschiedener Schablonen-Modelle in Händen gehalten. Ich habe die Pressemitteilung für den BSVH verfasst, Somit brauchte ich keine Notizen, um vor der – ich befürchte, wenig interessierten – Presse auf das Grundrecht der geheimen Wahl für Blinde, auf die Bestell-Hotline für die Schablonen und auf den großen Kraftakt des Blinden- und Sehbehindertenvereins hinzuweisen. Die Journalisten fragten Hamburgs Wahlleiter lieber nach den Pannen beim Versandt der Briefwahlunterlagen, nach falschen oder zuvielen Kandidaten auf den Wahllisten oder nach verwechselungen beim Zusammenstellen der Stimmzettel.
Trotz des geringen Medien-Echos haben wir soviel Schablonen-Bestellungen wie noch nie. Manchmal ist Mund-zu-Mund-Propaganda halt doch die effektivere PR.
Pressemitteilung des BSVH zu Wahl-Schablonen: http://openpr.de/news/189203/Geheim-und-blind-waehlen.html