Sicherheitschecks wie am Flughafen – Gepäckscan, Metalldetektor und Abtasten. So ist es, wenn man mit dem Eurostar-Zug von Brüssel nach England weiterfahren möchte. Die bezaubernde Anna und ich wollten aber nicht nach London, sondern an die Küste. Vielleicht kommen wir ja via Zug an der Südküste entlang bis Cornwall, dachten wir in unserem deutschen Leichtsinn. So standen wir in Ashford am Regionalzugschalter. Als uns dort ein Bahnbediensteter fragte, wohin wir wollten, und wir „Cornwall“ sagten, ernteten wir eine Reaktion, die ein Engländer an einem Hamburger U-Bahnhof erhält, wenn er vor dem Nahverkehrsplan steht und nach der nächsten Verbindung in die Sächsische Schweiz fragt. Wir müssten nach London und von dort am Folgetag knappe sechs Stunden mit dem Zug nach Penzance fahren.
Umplanen war angesagt. Wir nahmen eine Lokalbahn nach Folkestone – Fahrtzeit vielleicht 20 Minuten. Uns empfing eine Küstenstadt und das laute Geschrei unzähliger, großer Möwen. Ein kleiner Badestrand, Buden, die allerlei Meeresgetier zum Verzehr anboten, einige Restaurants und Pubs, die größtenteils nach 21 Uhr die Küche bereits geschlossen hatten. Wie noch häufiger während unseres England-Trips rettete uns die ausländische Küche an einem späten Abend. In Folkestone war es ein famoser Inder, dessen einzige Referenz an die Kent’sche Provinz die Best-of-Phil-Collins-CD war, die in gehöriger Lautstärke das volle Lokal beschallte – das Essen aber schmeckte nach der weiten Welt. Nach einer erholsamen Nacht im Guesthouse einer englischen Familie ging es durch die am Tage mit allerlei Touristen bevölkerten Gassen der Stadt. Plötzlich in all dem Trubel: Eulen. Lebende Eulen, denen der ortsansässige Eulen-Rettungsverein ein neues Zuhause gibt. Die großen Greifvögel konnte man sogar anfassen. Ganz weich waren sie, wenn man sie ganz vorsichtig am Bauch berührte – ein echtes Erlebnis.

Wenngleich wir wohl nicht mehr bis Cornwall kommen würden, wollten wir doch noch ein bisschen weiter gen Westen fahren. Daher ging es noch am selben Tag weiter in das Seebad Brighton. Nicht zu unrecht nennt man die Stadt auch „London by the Sea“. Uns empfing eine pulsierende Stadt voller junger und feiernder Menschen, eine Vielzahl an Clubs und Pubs, eine große homo- und transsexuelle Szene. Überhaupt hatte ich häufiger in England das Gefühl, das Land sei ein einziger Spielplatz für Erwachsene – Bespaßung, Zerstreuung allerorten. Ein Beispiel ist der Brighton Pier, ein ins Meer gebauter kleiner Vergnügungspark incl. Spielautomaten, Restaurants und einer Achterbahn. Brighton ist
sicherlich nicht die erste Wahl für ein ruhiges Entspannungswochenende am Ärmelkanal. Aber die Stadt, in der Fatboy Slim einst mit 250.000 Fans am Strand feierte ist einen erfrischenden Besuch allemal wert.
Hei Heiko,
Du weckst in mir die Sehnsucht, ich bin dort 7 Monate zur Schule gegangen.
Schöne Grüße von Lili )
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