Nachdem meine letzte Bestseller-Lektüre eher eine Enttäuschung war, kann ich heute mal einen Bestseller empfehlen. Henning Mankells „Der Chinese“ ist ein intelligenter, spannender und bedrückender Kriminalroman. Auf eine Zusammenfassung der Handlung möchte ich hier verzichten. Nur soviel: der Roman verknüpft das historische Ereignis der Ausbeutung chinesischer Arbeiter beim Bau der US-amerikanischen Eisenbahn im 19. Jahrhundert mit einer Mordserie zu Beginn des neuen Jahrtausends in Schweden. Ich war zunächst skeptisch, hatte doch der Deutschlandfunk im Büchermarkt (Kritik nicht online) diese Verknüpfung konstruiert und unglaubwürdig genannt. Diese Kritik kann ich aber nicht teilen. So etwas kann nur ein Buchkritiker von sich geben, der nicht in historischen Dimensionen denken kann und Handlungsmotive ausschließlich in der psychischen Disposition der Akteure zu sehen vermag. Meiner Meinung nach ist Mankells aktuelles Buch natürlich konstruiert, aber sehr klug und aufrüttelnd, so wie man es vom schwedischen Autor gewohnt ist. „Der Chinese“ ist sicher nicht besser als andere Werke Mankells, aber ganz gewiss auch nicht schlechter. Und die ca. neunstündige Lesung von Axel Milberg ist von der ersten Sekunde an packend. Milberg liest so, dass man in jeder Szene, in jedem Wort, in jeder Silbe die Gefahren unserer modernen Welt erahnt – einem Mankell mehr als angemessen.