Blind bedeutet arbeitslos – zumindest meistens. Von den rund 150.000 blinden Menschen in Deutschland sind lediglich 15.000 in einem regulären Arbeitsverhältnis. Von denjenigen im berufsfähigen Alter sind das gerade knapp 30 prozent. Hiervon wiederum kommen die allerwenigsten in der freien Wirtschaft unter. Stattdessen arbeiten 90 prozent von ihnen in Verwaltungen oder gemeinnützigen Organisationen.
Es ist sehr ernüchternd als Blinder auf Jobsuche zu sein. In der Regel trifft man bei den Arbeitsagenturen auf überforderte und ratlose Berater. Freimütig sagte mir ein Jobvermittler, dass heutzutage blinde Menschen nach einem Eingliederungspraktikum kaum noch in ein reguläres Arbeitsverhältnis übernommen würden. Und wenn, dann würden sich die Arbeitgeber die ersten Beschäftigungsjahre von der Agentur subventionieren lassen. Sprich: die Agentur übernimmt bis zu 70 prozent der Lohnkosten. Nach zwei Jahren der Förderung säßen viele Betroffene dann wieder auf der Straße.
Dennoch ist die finanzielle Förderung vom Staat ein wichtiges Mittel, um überhaupt noch Arbeit für Behinderte zu ermöglichen. Denn immerhin ist der Lohnzuschuss an eine tarifliche Bezahlung gekoppelt. Davon träumen viele blinde Menschen. Ihr Alltag sind befristete Ein-Euro-Jobs, sinnlose Bewerbungstrainings und die frustrierende Dauersuche.
Die Oberhessische Presse schildert in ihrer heutigen Ausgabe zwei typische Fälle. Da ist zum einen der 21jährige Marco, der in diesem Jahr sein Fachabi in Marburg macht: „Wird er zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen, scheut er keine Kosten und Mühen. „Ich will schließlich unbedingt einen Ausbildungsplatz haben“, betont er. So steige er in die Bahn und fahre quer durch Deutschland, wenn es sein müsse.Gebracht hat es ihm bisher nichts. „Die Deutsche Bank, die Sparkasse, die Hypo Vereinsbank und die Spardabank haben mir abgesagt, teilweise sogar ohne weitere Begründung“, sagt er empört. Von der Commerzbank, an die er nach seinem Praktikum eine Bewerbung schickte, habe er nichts mehr gehört. „Dabei kann ich genauso arbeiten wie ein Sehender“, ist er sich sicher.“
Und dann ist da Katharina, 36 und promovierte Germanistin. Sie sagte der Oberhessischen Presse: „„Seit
drei Jahren suche ich nach einer Festanstellung.“ Im vergangenen Jahr habe sie rund 120 Bewerbungen geschrieben – ohne Erfolg. „Da kommt man irgendwann nicht umhin zu glauben, dass das an der Behinderung liegt“.
Blindheit bedeutet nicht selten soziale Isolation. Kommt dann noch Arbeitslosigkeit mit all ihren Begleiterscheinungen dazu, ist das für den Einzelnen entmutigend und für die deutsche Gesellschaft ein Armutszeugnis.
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