Pessimismus: Tummelplatz gequälter und geängstigter Wesen

Dieser Welt, diesem Tummelplatz gequälter und geängstigter Wesen, welche nur dadurch bestehen, dass eines das andere verzehrt, wo daher jedes reißende Tier das lebendige Grab tausend anderer und seine Selbsterhaltung eine Kette von Martertoden ist, wo sodann mit der Erkenntnis die Fähigkeit Schmerz zu empfinden wächst, welche daher im Menschen ihren höchsten Grad erreicht und einen um so höheren, je intelligenter er ist, – dieser Welt hat man das System des Optimismus anpassen und sie als die beste unter den Möglichen andemonstrieren wollen. Die Absurdität ist schreiend. –

Inzwischen heißt ein Optimist mich die Augen öffnen und hineinsehen in die Welt, wie sie so schön sei, im Sonnenschein mit ihren Bergen, Tälern, Strömen, Pflanzen, Tieren usf. – Aber ist denn die Welt ein Guckkasten?

Zu sehen sind diese Dinge freilich schön, aber sie zu sein ist ganz etwas anderes.

Arthur Schopenhauer: Aphorismen zur Lebensweisheit

Römischer Zwischenruf

„Folgen wir nicht, wie das Herdenvieh, der Schar der Vorangehenden! Wandern wir nicht, wo gegangen wird, anstatt auf dem Wege, den man gehen soll! Nichts bringt uns in größere Übel, als wenn wir uns nach dem Gerede der Leute richten, für das Beste halten, was allgemein angenommen wird, nicht nach Vernunftgründen, sondern nach Beispielen leben.“

(Quelle: Seneca – De vita beata / Vom glücklichen Leben, I, 3)

%d Bloggern gefällt das: