Mein Zauberhügelchen

„Leben ist Leiden“, soll schon der alte Buddha gesagt haben. Recht hatte er. Der Hals ist wund, der Husten bricht sich Lawinenartig seine Bahn. Der Schnupfen sprengt sich seinen Weg in eine von Pfefferminzöl und Hustensaftduft erfüllte Wohnung. Der fiebrige Körper schwitzt, friert und glüht im minütlichen Wechsel. Erstmals gehe ich aufgrund einer Krankheit nicht ins Louis-Braille-Center zur Arbeit. Ich leide vor mich hin, schlafe gefühlte 30 Stunden am Tag, wache nur auf, um nach synthetisch gesüßtem Tymian schmeckende Medizin zu schlucken, Bananen und Mandarinen zu essen und die nötigsten Mails zu beantworten. Was für ein leben. Und doch kann ich irgendwie verstehen, was Thomas Mann bewegt haben muss, als er den Zauberberg schrieb, sein grandioses Meisterwerk über das Leben in Krankheit, die Auseinandersetzung mit der körperlichen Begrenztheit des Menschen und der Chance, sich aus ihr in geistige Höhen zu erheben. Gut, letzteres ist mir nach zwei Tagen Grippe noch nicht gelungen. Und ich hoffe auch nicht, dass ich am Ende wie Hans Castorp sieben Jahre ins Sanatorium muss. Erstmal lege ich mich mal wieder hin.

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