Video: Joana Zimmer fordert Hörfilm-Spur bei Let’s Dance

Die blinde Sängerin Joana Zimmer fordert in einer Onlinepetition, dass die RTL-Show „Let’s Dance“ auch blinden und sehbehinderten Menschen zugänglich gemacht werden soll. Nun begründet sie ihren Aufruf in einer Video-Botschaft.

Leider haben Deutschlands Medien diese Kampagne bisher nicht aufgegriffen. Um so erfreulicher ist es, dass trotzdem bis zum aktuellen Zeitpunkt bereits über 1.800 Menschen die Petition unterzeichnet haben. Nun ist es wichtig, dass wir im Web noch mehr Öffentlichkeit herstellen und für die Petition werben. Es geht hierbei nicht nur um die konkrete Show, sondern um ein Signal für mehr Barrierefreiheit in unserer TV-Landschaft. Bitte helfen Sie mit!

Barrierefreiheit im TV: Sie können helfen!

Sie, liebe Blind-PR-Leserinnen und –Leser, können helfen. Sie können dafür sorgen, dass das Fernsehprogramm in Deutschland für blinde und sehbehinderte Menschen zugänglicher wird. Sie können dazu beitragen, dass nicht nur das öffentlich-rechtliche, sondern auch das Privatfernsehen barrierefreier wird. Und so können Sie helfen:

Bitte unterzeichnen Sie die Petition „RTL: Let’s Dance für blinde Menschen“ auf Change.org. Hierin fordert die blinde Sängerin und ehemalige Teilnehmerin der Tanzshow Joana Zimmer, dass die Sendung zukünftig mit einer Audiodeskription ausgestrahlt wird. Zimmer wird hierbei vom Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg unterstützt und beraten.

Unter Audiodeskription versteht man eine Hörfilmspur, in der Gestik, Mimik und rein visuelle Handlung für blinde und sehbehinderte Zuschauer beschrieben wird. Dies Verfahren wird im öffentlich-rechtlichen TV bereits verwendet, insbesondere bei fiktionalen Formaten wie Spielfilmen und Serien. Bei Showformaten ist es immer noch eine Seltenheit, obwohl zum Beispiel das Österreichische Fernsehen oder neuerdings auch „Wetten, dass…“ beweisen, dass es möglich ist.

Im Privatfernsehen findet Audiodeskription bisher gar nicht statt. Die Petition von Joana Zimmer macht auf diesen Missstand aufmerksam. „Let’s Dance“ steht beispielhaft für die fehlende Barrierefreiheit im TV. Bitte unterschreiben Sie die Petition online, und verbreiten Sie den Link in Ihren Blogs, auf Facebook, Twitter und Co. Tragen Sie so dazu bei, dass die Öffentlichkeit für das Thema Hörfilm sensibilisiert wird. Ermöglichen Sie es, dass es endlich auch im Privatfernsehen Sendungen gibt, die für blinde und sehbehinderte Menschen zugänglich sind. Ihnen schon einmal ganz, ganz herzlichen Dank!

Kurz und gut (4): Theater

Kürzlich schrieb ich im Inklusionsblog der Aktion Mensch über Inklusion im Theater – sprich: über akustische Beschreibungen für blinde Menschen – und bekam via Twitter eine Antwort, über die ich mich sehr gefreut habe.

Das Kino der Blinden

„Die Stadt der Blinden“ läuft seit gestern im Kino. Der Film bringt die Frage nach der Verfilmbarkeit von Blindheit wieder auf die Agenda. Und die Frage nach den Film-Gewohnheiten blinder Zuschauer. Hierzu einige Auszüge aus meinem Gedankenaustausch mit Strider auf Zoomer.de:

HKunert: Blindheit auf die Leinwand zu bringen, das ist immer ein schwieriges Unterfangen. Ich selbst bin blind und weiß, dass das Bild der sehenden Menschen von
uns durch die Medien geprägt ist. Direkten persönlichen Kontakt mit Blinden haben dagegen die wenigsten. Somit kommt Filmen wie „Blindsight“, „Erbsen auf halb 6“ oder „der Duft der Frauen“ eine große Bedeutung zu. Nun geht es bei der „Stadt der Blinden“ – ich kenne bisher lediglich das grausam gelungene
Hörspiel – ja eigentlich nicht wirklich um die Behinderung Blindheit. Das Nichtsehen ist hier eine Metapher. Hoffentlich versteht das jeder Zuschauer auch so.

Strider: Wirst Du Dir dann den Film trotzdem im Kino ansehen, respektive anhören? Hab mal gehört, dass es in einigen Kinos den Service gibt, dass Sehgeschädigte eine Art Untertitel per Kopfhörer bekommen können, der ihnen erklärt, was gerade zu sehen ist? Von so einer Möglichkeit schon mal Gebrauch gemacht? Wenn ja, ist das hilfreich oder eher störend?

HKunert: Ich sehe mir gern Filme an (ich benutze übrigens auch diese Formulierung, da sie einfach umgangssprachlich so gebraucht wird, auch wenn ich den Film eigentlich ja höre). Für mich funktioniert ein Film mehr wie ein Hörspiel. Und in Dolby-Zeiten wird in Filmen ja auch immer mehr Wert auf guten Sound gelegt. „Die
Stadt der Blinden“ werde ich gewiss sehen. Den Service mit dem Kopfhörer habe ich schon einmal genutzt. Dabei wird die Audiodeskription – sprich: die Beschreibung von Mimik, Gestik usw. – übertragen. Diese sog. Hörfilme laufen ja auch gelegentlich im TV und sind eine tolle Sache. Da die Beschreibungen passend in die Dialogpausen gesprochen werden, entgeht mir kein Wort und meine sehende Kino-Begleitung kann sich voll auf den eigenen Filmgenuss konzentrieren und braucht mir nichts zu erklären. In Kinos ist
dieser Service aber sehr selten.

Strider: Dass Filme für Dich wie Hörspiele sind, habe ich mir schon fast gedacht, aber wie funktioniert das bei Komödien, die ja auch viel von Mimik und Gestik leben? Geht da insgesamt nicht auch einiges am Inhalt verloren?

HKunert: Es gibt tatsächlich Filme, die besser für mich geeignet sind, und es gibt Filme, die für mich kaum Konsumierbar sind. Für mich sind dialogreiche Streifen
natürlich ein wesentlich größeres Vergnügen als Filme, die ihre Spannung ausschließlich aus Bildern ziehen. So ist mir z.B. von den Coen-Brüdern ein „Big Lebowski“, in dem eigentlich nonstop gesprochen wird und der stark von seinem Wortwitz lebt, lieber als „No country for old Men“, in dem stumme Verfolgungsszenen
genial umgesetzt sein sollen. Aber klar: Wenn man es aus Sicht eines Sehenden betrachtet, geht mir bei jedem Film etwas verloren, da mir das Visuelle fehlt. Für mich ist ein Film etwas ganz anderes als für Dich. Für mich spielt viel mehr die Fantasie eine Rolle. Aus Geräuschen, Stimmen und Musik setze ich mir ein „Bild“ zusammen. Gelegentlich schließe ich das Geschehene erst aus der Folgeszene, weil rein akustisch z.B. nicht sofort klar war, wer jetzt wen erschossen hat. Nur: für mich ist es ja normal, ohne das Sehen zu leben, ob nun bei der Arbeit, am PC, in der U-Bahn oder im Kino. Somit würde mir ja noch mehr verloren
gehen, wenn ich mir die Gestik-Mimik-Komödie gar nicht anschauen würde.

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