Keine Almosen

Über Geld spricht und schreibt man nicht. Gerade nicht, wenn man für einen Blinden- und Sehbehindertenverein arbeitet. „Mir ist das peinlich“, höre ich von blinden menschen. Oder: „Ich will nicht betteln.“ Verständlich ist dieser Impuls. Schließlich waren behinderte Menschen über Jahrtausende Almosen-Empfänger. Und erst mit der Epoche der Aufklärung, der Industrialisierung und des technischen Fortschritts konnte der Kampf um gesellschaftliche Teilhabe beginnen. Dennoch: blinde und sehbehinderte Menschen brauchen auch heute Hilfe, Hilfe, die Geld kostet.

Im Hamburger Louis-Braille-Center beraten unsere Mitarbeiterinnen zu allen Alltagssorgen und Rechtsfragen, die sehbehinderten Menschen auf den Nägeln brennen. Die größte Hilfsmittelausstellung im Norden ermöglicht Betroffenen, sich neutral und unabhängig zu informieren. Eine Orthoptistin erprobt vergrößernde Sehhilfen mit Besuchern, die frisch an Makula-Degeneration, grünem Star oder einer Anderen Augen-Erkrankung leiden. All diese Angebote kosten Geld. Das Geld dafür bekommen wir nicht vom Staat. Allerdings sind wir als gemeinnützig anerkannt und daher steuerlich befreit.

Am vergangenen Samstag kamen unsere Mitglieder zur alljährlichen Generalversammlung zusammen. Themen waren u. A. der Finanzbericht für 2008 und der Haushaltsplan für das laufende Jahr. Und da zeigte es sich erneut: Unsere wichtigsten Einnahmequellen sind Spenden und Erbschaften. Ohne sie könnten wir unser umfangreiches Angebot nicht aufrecht erhalten. Ohne Spenden und Erbschaften könnten wir keine Freizeit-Angebote für mehrfachbehinderte Kinder – sie haben neben ihrer Erblindung noch eine Geistes- oder Körperbehinderung – und deren Eltern anbieten. Wir könnten keine Besuche zuhaus ermöglichen, bei denen mit sehbehinderten und blinden Menschen eingekauft, ein Arztbesuch erledigt, die Post vorgelesen oder einfach mal spazieren gegangen wird. Ohne Spenden und Erbschaften könnten wir keine begleiteten Ausflüge ins Museum oder an die Ostsee anbieten. Senioren-Nachmittage zum Gedanken- und Erfahrungsaustausch fielen weg.

Darüber muss man sprechen und schreiben. Es geht nicht anders, wenn man unser hilfreiches und ermutigendes Angebot aufrecht erhalten und weiter entwickeln möchte. Wir blinden und sehbehinderten Menschen wollen keine Almosen, aber wir freuen uns über Geld, das uns ein selbstbestimmtes Leben in dieser Gesellschaft ermöglicht.

Online können Sie hier helfen. Spenden-Konto: Bank für Sozialwirtschaft, Konto-Nr.: 785 850 0000, BLZ: 370 205 00. Mehr Infos zum Thema finden Sie auf der BSVH-Homepage.

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