Howie im Harz

Gut, der Harz hat nicht gerad den Ruf, ein hippes und junges Reiseziel zu sein. Aber vielleicht gefällt es mir deswegen dort so gut. Schon als ich aus dem Zug aussteige, begeistert mich die frische Bergluft. Es duftet nach Wald, nach feuchten Böden und klaren Winden. Ich bin in Bad Sachsa. Familie Trevor hat mich eingeladen, mit ihr vier gemeinsame Tage zu verbringen. Schön, das glückliche Ehepaar hier zu treffen, mit ihm über menschenleere, unfassbar ruhige Wanderwege zu stiefeln und den Sonnenschein zu genießen. Tante Trevors Eltern haben in der Uffe-Stadt (komisch, dass der Ort mit einem Fluss wirbt, den kein Mensch kennt) eine Ferien-Wohnung. Und die hat es in sich. Am schönsten sind die über 20 Jahre alten Kassetten, die hier – wahrscheinlich seit über 20 Jahren liegen – und darauf warten gespielt zu werden. Das Warten hat sich für sie gelohnt. Howie hat Dank der „Ein Herz für Kinder 1987“-MC seinen zehnten Frühling in Bad Sachsa – und wir drei haben bis heute einen verstörenden Ohrwurm und ein „Dadadadada – Disch“ auf den Lippen, das bei unseren Mitmenschen nur ein verwundertes Lächeln hervorruft. Zwischendurch hat der Südharz aber auch ganz andere Klänge für uns parat. Der Markt der Nationen bringt uns am Samstag Nachmittag Irish Folk von der anständigen Sorte zu Gehör, dazu wird Guinness serviert. Seit meinen Irland-Reisen ist das für mich der Inbegriff von Urlaub: Folk, Pint und Frischluft. Schön, dass man das auch in Norddeutschland haben kann.

Autor: Heiko Kunert

Heiko Kunert (47) ist Geschäftsführer des Blinden- und Sehbehindertenvereins Hamburg und selbst blind. Er ist Vorsitzender der Hamburger Landesarbeitsgemeinschaft für behinderte Menschen und der Erich-Quenzel-Stiftung, zudem in den Vorständen der Stiftung Centralbibliothek für Blinde und der Norddeutschen Blindenhörbücherei, sowie Mitglied im Verwaltungsrat der Verbraucherzentrale Hamburg. Er ist Schreiber und Speaker und engagiert sich für Inklusion und Barrierefreiheit.

4 Kommentare zu „Howie im Harz“

  1. oha.
    gegen howie können tomte, superpunk und fettes brot, die auf dem schönen dockville festival spielten, natürlich nicht mithalten.
    😉

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  2. War wirklich ein schöner Urlaub mit Dir, Howie und meinem Mann. Nur die Klotzenburgers hätten selbst mal Urlaub machen sollen…

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