Mönchsgesang und altes Holz

Am Dienstag ging es auf die Insel Reichenau. Sie gehört zum Unesco-Weltkulturerbe. Wenn das kein Grund ist, das dortige Heimatmuseum zu besuchen. Museumsbesuche sind für mich und meine Begleitpersonen immer eine gewagte Sache. Schließlich weiß ich nie, ob nicht alle Exponate hinter Glas verstaut sind. Dann bleibt oft nur, dass der Mensch an meiner Seite mehr, meist aber minder spannend geschriebene Infotexte vorliest. Für beide eher ermüdend. In Reichenau gab es glücklicherweise einiges zu ertasten: jahrhunderte alte Möbel, Weinfässer, Maische-Behälter, Büsten, Fischernetze, alles ein bisschen wahllos zusammen-geramscht. Überraschend modern und wissenschaftlich dafür die Kloster-Ausstellung im Neubau. Gut, hier war dann auch mehr hinter Glas. Dafür konnte ich von der Reichenau stammende Mönchsgesänge über Kopfhörer genießen oder mich in einem aufschlussreich kommentierten Dokumentarfilm über die Buchproduktion im mittelalterlichen Kloster schlau machen. Der Ausflug hat sich gelohnt.

Das Museum: http://www.reichenau.de/index.php?id=34

Keine Panik im Gnadensee

Eine Woche Urlaub liegt hinter mir: Camping am Bodensee mit der wundervollsten Frau der Welt und ihrem lustig-sympathisch-niedlichen Anhang. Das durchgeschwitzte Nordlicht kam nach langer Autofahrt im heißen Süden an, räumte sodann den Kofferraum aus und heizte sich beim Stützen des Vorzeltes in der Sonne bei über 30 Grad weiter auf. Danach waren wir reif für den Boden-, genauer für den Gnadensee. Nur wenige Meter vom Zelt entfernt, lockte das kühle Nass. Das Gras unter den Füßen, das erfrischende Wasser auf der Haut, schließlich am ganzen Körper – und schon war der Urlaub in vollem Gange. Ich liebe es, mich im Wasser zu bewegen. Ich genoss es, mit meiner Liebsten zu einer künstlichen Insel oder zu einem Baumstamm zu schwimmen, mit ihr dort auszuruhen, die Sonne oder die klare Abendluft aufzusaugen.

Wie schwimmt ein blinder Mensch? Wie jeder andere auch. Allerdings ist es mit der Orientierung im Wasser nicht so leicht wie auf dem Festland. Es fehlen weitgehend die akustischen Orientierungspunkte. Und sobald man im tiefen Wasser angekommen ist, fehlt auch jede tastbare Information. Das Gefühl der absoluten Leichtigkeit und Freiheit, das wir alle im Wasser so sehr genießen, kann für mich deutlich schneller in die Furcht des Ausgeliefertseins umschlagen als für einen sehenden Schwimmer. Ich kann nicht gezielt auf den Strand zurücksteuern, wenn ich merke, dass mir die Kräfte versagen. Ein Brett, an das ich mich halten könnte, kann unbemerkt nur wenige Meter vor mir vorbeiziehen. Ob der Seegrund zwei oder 20 Meter unter mir ist, kann ich nicht unterscheiden. Daher höre ich immer sehr auf meine Konstitution, wenn ich mich für ein längeres Bad entschließe. Und ich achte darauf, möglichst ausgeglichen und ruhig zu sein, wenn ich mich ins Tiefe wage. Panik kann weder ein sehender, noch ein blinder Schwimmer gebrauchen. Aber wie sollte Panik entstehen, wenn ich mit der wundervollsten Frau der Welt an einem Baumstamm im Gnadensee baumele und eine ganze Woche Urlaub vor uns liegt?

Der Gnadensee bei Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Untersee_(Bodensee)

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